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„Das Meer sah es und floh 1), der Jordan wandte sich
zurück; die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie
junge Lämmer. Was ist Dir Meer, dass Du fliehest .
Vor dem Antlitz des Herrn beb' 0 Erdeff Sodann das
Erheben der Erde, so wie die Verfmsterung der Sonne
beim Tode Christi; ähnlich, wie beides von dem Tage des
Gerichts über Babel verkündet war 2). Die Jahreszeit
aber, in welche die Auferstehung des Herrn trifft, ist von
den Kirchenlehrern nicht allein häufig benutzt, zwischen
den beiden Ereignissen im Reich der Natur und des Geistes
eine Parallele zu ziehen; es wird auch von ihnen das neue
Leben, welches im Frühling erwacht und der Schmuck, in
welchen die Erde sich dann kleidet, als eine Feier aufge-
fasst, womit sie selbst das Auferstehungsfest begrüsst,
wie Gregor von Nazianz in einer Rede am Sonntag nach
Ostern sie schildert 3): „die Königin der Jahreszeiten hält
der Königin der Tage (d. h. der Frühling dem Osterfest)
einen festlichen Aufzug und bringt von dem Ihrigen das
Köstlichste und Schönste als Gabe dar u. s. w."
Uebrigens hat eine jener Personificationen der leb-
losen Creatur4) in der alten Kirche dazu gedient, die
Annahme geistiger Wesen zu unterstützen, die man in
den „Wassern über der Veste" (1 Mos. l, 7) durch alle-
gorische Auslegung fand. Origenes 5) nehmlich erklärte
Ebenso Ps. 106, 9: er schalt das Schilfmeer, dass es vertrock-
nete; Jes. 50, 2: siehe, mit meinem Scheiben mach' ich das
Meer trocken.
2) Jes. 13, 13. 10.
a) Greg. Naz. Orat. XLIV. c. 10. p. 841. c. Ullmann Gregor
v. Naz. S. 211.
4) Vergl. über diese Stellen Petav. Op. de dogm. theol. T. II.
p. 276 sqq. ed. Antv.
5) Nilßh Epiphan. Ep. ad Joann. Hieros. interprete Hieronymo, in
dessen Opp. T. I. ep. 51. c. 5. p. 247. b. ed. Vallarsi. Hieronym.
Lib. contr. Joann. Hieros. c. 7. Opp. T. II. p. 414. a.