369
auf dem Haupt auf einem Wagen von Nachteulen geführt,
ihr voraus flogen ein paar Fledermäuse und überall
herrschte Finsterniss 1).
Eine ausführliche Anweisung für Vorstellungen dieser
Art gab Annibale Caro, wonach Taddeo Zucchero das
Schlafzimmer im Palast Caprarola mit Malereien ge-
schmückt hat 2). Das Oval in der Mitte der Decke sollte
ganz als Himmel erscheinen und zu Häupten die Aurora,
vor ihr einige Horen, gegenüber am andern Ende die
Nacht, in der Mitte die Dämmerung enthalten, als welche
zwischen der Nacht und dem Morgenroth herrscht,
währeild auf der Wand hinter der Aurora Tithon, ihr
Gemahl, und Cephalus, ihr Geliebter, so wie auf der ent-
gegengesetzten Wand zu Füssen der Nacht der Ocean
und Atlas angeordnet waren. „Aur0ra soll, nach der
Anweisung, ein Mägdlein sein schön wie die Dichter
sich mühen in Worten sie zu schildern, in Colorit und
Farben aus Goldrosen, Purpur, Thau und ähnlichen Lieb-
lichkeiten zusammengehaucht . . . Die Arme müssen bloss
und rosenfarbig sein; an den Schultern mag sie vielfarbige
Flügel, auf dem Haupt einen Kranz von Rosen und in
der Hand eine Lampe oder brennende Fackel haben;
noch besser würde ein Liebesgott mit einer Fackel ihr
vorausfliegen, ein anderer ihr folgen und mit seiner Leuchte
den Tithon wecken. Sie muss auf einem goldenen Sitz
in einem Wagen von gleicher Beschaffenheit sitzen und
Von einem geflügelten Pegasus oder von zwei Bossen
gezogen werden: die Farbe des einen Rosses spiele in's
Weisse, die des andern in's Rothe, um die Namen Lampos
und Phaeton anzudeuten, die Homer ihnen beilegt, und
sie steige aus stillem, sich kräuselndem und glänzend
I) Vasari a. a. O. Th. IV.
2) S. oben S. 198.
Pillcr, Mythol. u. Symbol. a.
204.
chr.
Kunst.
24