368
Kaum können dafür noch gelten die Tageszeiten von
Carl von Mander 1) mit Götteriiguren von selbständiger
Bedeutung, aber mit allegorischer Anwendung, da sie so
gewählt sind, dass sie den Charakter jeder Tageszeit,
die gewissermassen unter ihrer Herrschaft steht, repräsen-
tiren: nehnilich ausser Aurora für den Morgen, Phöbus
für den Mittag, Venus für den Abend, Morpheus für die
Nacht. Hingegen gehören gar nicht hierher die Tages-
zeiten von Charles le Brun 2), da es nur häusliche Scenen
aus einer Satyrfamilie sind, in denen diese Blätter die
vier Zeiten des Tages schildern.
2. Eine andere Reihe von Darstellungen der Tages-
zeiten beginnt mit Raphael, von dem eine Zeichnung zu
einer Medaille (um 1514) entworfen ist 3): Aurora erhebt
sich aus dem Schooss der Thetis in einer Biga, deren
Pferde von zwei Horen geleitet werden. Demnächst ist
von D0ss0.D0ssi (nach 1554) Aurora auf ihrem Wagen
gegenüber dem Helios mit dem Sonnengespann ein
gerühmtes Deckengemälde im Herzoglichen Palast zu
Ferrara 4). Früher (im J. 1542) waren in Wandmalereien
für die Brüder della Calza zu Venedig von Cristofano
Gherardi und Vasari vier kolossale Bilder von zehn Ellen
Höhe mit den Figuren der Zeit, der Atlrora, der Sonne
und der Nacht dargestellt: man sah die Aurora aus Ti-
thon's Armen kommend auf einem Wagen von Hähnen
gezogen und Rosen streuend; die Nacht mit dem Mond
I) Gestochen von Jac. Maetham, Bartsch Peintre grav. T. III.
p. 174 sq. n. 176-179.
z) Vier Blätter, gestochen von Mariette, im K. Kupferstichkab. zu
Berlin. Dumesnil Peintre gramfranq. T. I. 11.164 sq. n. 4-7.
1') Gestochen von Marc Antonio, Bartsch Peintre grav. T. XIV.
p. 222. n. 293. Passavant Rafael von Urbino Th. l. S. 234.
Th. II. S. 437.
4) Tüb. Kunstblatt 1841. N0. 75. S. 315.