Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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die Figur der Nacht, welche hingesunken ruht, ndie Ruhe 
eines Schlafenden und den Schmerz und die Trauer dessen, 
der ein hohes und heiliges Gut verliert" 1). Alle vier 
Figuren sind von Tribolo in Erde abgebildet und drei 
dieser Nachbildungen noch vorhanden 2). Was insbesondere 
die Figur der Nacht betrifft, so ist sie verschiedentlich 
in lateinischen und italienischen Versen besnngen; ein 
Beispiel der letztern giebt folgende Strophe von Strozzia): 
Die Nacht, die du in süssem Schlummer hier 
Erblickst, ihr hat ein Engel Form gegeben 
Aus Stein; doch schläft sie, darum hat sie Leben. 
Wenn du nicht glaubst, ruf ihr, sie spricht zu dir. 
Nachgeahmt ist diese Gestalt bei der Beweinung Christi, 
um die Finsterniss beim Verscheiden des Erlösers an- 
zudeuten 4), in einem Gemälde des Bugiardini  1556) 
an der Thür eines Tabernakels; aber während Michelan- 
gelo der Nacht als einziges Abzeichen eine Nachteule 
gegeben hatte, sind hier allerlei wunderliche und un- 
würdige Einfälle angebracht, als ein Topf mit einem 
Lichtstümpfchen, Nachthauben, Kopfkissen und Fledermäuse 
und andere ähnliche Dinge, die auf Dämmerung und 
Finslerniss sich beziehen 5). 
Sonst sind die vier Tageszeiten zusammen nicht gerade 
häufig dargestellt, wenigstens nicht als Personification. 
I) Vasari a. a. O. S. 327. 
2) Nehmlich Aurora, der Tag und die Abenddämmerung in der 
Akademie der schönen Künste zu Florenz, Vasari a.a. O. Th. IV. 
S. 66. 
S) Vasari a. a. 0. Th. v. s. 328. 
4) Vergl. oben S. 184. 187. Auch ist die Finsterniss persönlich 
dargestellt in einer allegorischen Composition von Cornelius 
Matsys, s. unten S. 53, c, 3, 3- 
a) Vasari a. a. O. Th. IV. S. 190, wo noch erzählt wird, Michel- 
angelo habe vor Lachen ersticken wollen, als er gesehn, in 
welcher Vvelse Bugiardini seine Nacht bereichert habe.
	        
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