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persönliche Darstellung dieser Gestirne konnte der Morgen
und Abend auch unmittelbar zur Anschauung kommen.
Es werden dieselben aber gebildet als nackte, geflügelte
Knaben, meist schwebend: eine seltene Vorstellung ist
die des Phosphorus als eines reitenden Jünglings (mit
einer Fackel in der Linken), dem Helios mit seinem Zwei-
gespann nachfährt, auf einer griechischen Vase im Museum
zu Neapel 1). Eigenthümlich ist auch ein Vasenbild 2)
mit den beiden Slernknaben, welche hinter und vor dem
Sonnenwagexi knieen: der Abendstern, von welchem
Helios herkommt, giesst Trank in eine Schaale, das
bedeutet Thau und Nachtkühle, der Morgenstern em-
pfängt ihn ehrfürchtig mit einem Rosenkranz. Sonst haben
sie meist eine Fackel in der Hand, wie sie, Phosphorus
dem Sonnengotts) und Hesperus der Mondgöttin vor-
leuchtend, vornehmlich auf römischen Endymionreliefs
vorkommen 4). Vielleicht sind diese Gestirne oder bloss
der personificirte Morgen und Abend in der spätem
Kaiserzeit, auf den Mithrasdenkmälern zu erkennen, auf
denen häufig zwei Jünglinge, bekleidet mit einer Tunica
Der Archemorosvase, Gerh ard Archemoros und die Hesperiden
in d. Philosoph. histor. Abhandl. der Berl. Akad. Jahrg. 1836.
S. 273. Taf. II.
z) Bei Millin Peint. de vases anliq. I. Pl. 15. nach der Erklärung
von Welcker im Rhein. Mus. für Philol. Jahrg. VI. S. 588.
3) Phosphorus allein dem aufsteigenden Sonnengott vorleuchtend
auf einem Endymionrelief im Pio-Clement. Museum, Beschreib.
Runfs II, 2. S. 205. n. 13; s. oben S. 51. Anm. 1. Aber auch
Phosphorus, der am Morgen sich entfernenden Luna vorleuchtend
auf einem Sarkophag aus Ostia in München, bei Gerhard
Ant. Bildw. S. 281. Taf. XXXVII.
4) Beides und zwar Ilcsperus sich senkend auf Endymionreliefs
aus Ostia in England und in Villa Borghese, bei Gerhard
a. a. 0. S. 279. Taf. XXXVI. S. 283. Taf. XXXVIII.