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Gegensatz gegen die Nacht das Tageslicht und die ganze
Tageszeit bezeichnet 1); so entspricht dem ihr Beruf,
da sie dem Sonnengott voran von Morgen bis Abend die
Himmelshahn zurücklegt 2). Und so gilt sie für die Tages-
göttin überhaupt, deren Name auch (Hemera) ihr beige-
legt wurde 3). Diese Tagesgöttin ist es, welche bei den
Dichtern mit weissen Fittigen versehen 4) und theils zu
Wagen mit einem Zwei- oder einem Viergespann 5) von
weissen G) oder rosigen Bossen 7), theils auf dem Flügel-
pferde (Pegasus) reitend S) geschildert wird.
Häufig ist auch die Kunstvorstellung der Eos, und
zwar in derselben Weise zu Pferde oder zu Wagen mit
einem Zwei- oder einem Viergespann. Hier aber erscheint
1) l-Iom. Il. 11', 451; w, 493. Besonders deutlich bei Bion Idyll.
III. v. 18., wo es von der Frühlingszeit heisst, dass Nacht und
Tag (riuig) gleich sei.
2) Hom. Od. IuT, 3 sq. giebt ihr, gleich dem IIelios, im Westen
ihre Behausung. Virg. Aen. VI, 535 sq. sagt zur Bezeichnung
der Nachmittagszeit, dass Aurora schon die Mitte des Himmels
überschritten habe. Auch heisst es von ihr bei O vid. Metam. VII,
706: Quod teneat lucis, teneat confinia noctis.
a) Häufig bei den Tragikern und später ganz gewöhnlich, s. Voss
Mythol. Briefe Bd. II. 2. Ausg. S. 87. So wird auch in der
Beschreibung von Bildwerken, welche den Raub des Kephalos
durch die Eos darstellen, dieselbe Hemera genannt bei Pausan.
I, 3, 1. III, 18, 7.
4) Euripid. Troad. v. 848: 1d; Äevxonrägozf ilyägag.
5) Mit zwei Pferden, Horn. Od. ql, 246; mit vier Pferden, Euripid.
Troad. v. 855. Das eine und das andere wird ihr zugeschrieben
bei Virg. Aen. VII, 26. VI, 535.
ü) Aeschyl. Pers. 386: llemeämolo; 54545941. Vergl Jac. Grimm
Deutsche Mythol. S. 699, wo irrthümlich bemerkt wird, der
griechische Mythus verleihe den Gottheiten des Tages und der
Nacht keine Wagen.
7) Virgil. ll. cc.
a) Euripid. Orest. v. 1004: yorönwlor i; M16. Vergl. Voss
a. a. O. S. 76 f.