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Die
Tageszeiten.
Die Haupttageszeiten finden sich schon in den ältesten
Urkunden des Alten Testaments erwähnt: der allgemeine
Unterschied von Tag und Nacht, so wie der Morgen
und Abend, welche Gott gemacht hat, gleich in der
Schöpfungsgeschichte; die beiden andern Tageszeiten
zuerst in der Geschichte Israels in Aegypten, nehmlich
der Mittag bei der Speisung der Brüder Joseph's (1 Mos.
43, 16. die Mitternacht bei der Erwürgung der Erst-
geburt (2 Mos. 12, Eben so im Neuen Testament 1).
Auch die älteste griechische Poesie entbehrt nicht des
Gedankens, dass die Tage und Nächte von Gott geordnet
seien 2): es werden gleichfalls die drei Zeiten des (natür-
lichen) Tages Morgen, Mittag und Abend bei Homer
unterschieden 3); doch dem entsprechend auch die Nacht
in drei Theile getheilt 4).
In der Götterfabel aber ist von diesen Zeiten vor-
nehmlich nur der Nacht und dem Morgen als mythischen
Wesen persönliche Existenz geliehen.
Die Nacht erscheint schon bei Homer als obwaltend
über Götter und Menschen und mächtig zu schirmen,
dass selbst Zeus, obwohl erzürnt, sich scheut ihr ent-
gegenzutreten 5): vielleicht sind der Schlummer (Hypnos),
I) Der Morgen heissifögfigög Luc. 24, "1; der _Abend idnägcz
Luc. 24, 29. (sie werden auch umschrieben durch yiurrav vfuäga,
Luc. 4,42. Apostelgesch. 12,18. und öfter; und durch i viuiga
xlliusv, Luc. 9, 12. 24. 29): der Mittag viuiga 2111361], Apostel-
gesch. 26, 13; die Mitternacht Äuämy m35 und 542'601! 15g
vvxrög, Manh. 25, 6. Apostelgesch. 27, 27.
2) Hom. Od. 15', 93.
a) Hom. Il. qf, 111: äaaemv 51' 1116;, 17 03111;, ii yänov riyag.
4) Ibid. 2', 253.
5) lbid. 5', 259. 261.