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persönlich sind sie, durch die Alter unterschieden, als
tanzende weibliche Figuren vorgestellt in einer Compo-
sition des portugiesischen Malers Fr. Vieira 1) im acht-
zehnten Jahrhundert.
Ein neues Motiv aber ist die allegorische Anwendung
der heidnischen Götterfabel, wenn zum Theil die grossen
Götter, deren Gaben die Erzeugnisse einzelner Jahreszeiten
sind, als Repräsentanten derselben eingeführt werden.
S0 geschieht es in vier Gemälden des Joh. Breughel
und Heinr. von Balen in der münchener Pinakothek 2),
worin der Frühling erscheint unter dem Bilde der Flora,
die in einem Bluinengarten auf einem Teppich sitzt; der
Sommer in Gestalt der Ceres, die unter einem schattigen
Baum sitzt und Früchte und Blumen sich vorlegen lässt;
der Herbst unter dem Bilde des Bacchus, der unter einem
mit Aepfeln prangenden Baum sitzt, Bacchantinnen und Sa-
tyrn legen ihm Trauben und andere Herbstfrüchte vor; den
Winter aber bezeichnet ohne eine solche Götterfigur nur
eine Mahlzeit am Kaminfeuer und in der Ferne Schlitt-
schuhlaufen auf dem Eise eines Kanals. Der Gegensatz
gegen diese Auffassung und zwar in zwiefacher Richtung
zeigt sich in vier Gemälden von Nic. Poussin im Louvre 3).
Da sind es erstens nicht mythologische Scenen, sondern
biblische Vorgänge, welche die Jahreszeiten charakterisiren:
und zwar den Frühling das Paradies, worin Adam und
Eva mit allerlei Thieren verweilen; den Sommer Boas,
des Ziiferblatts erscheinen ebenfalls in Silber gellügelte, blasende
Köpfe: dadurch ist also das Wasser und die Luft bezeichnet,
während in der Mitte die Elfenbeinrcliefs insgesannnl, das mensch-
liche Leben auf Erden abbilden.
1) Gestochen von Greg. Franz de Queiroz 1'799, s. Heller Prakt.
Handbuch für Kupferstichsammler 2. Aufl. S. 567.
2) Kab. IX. n. 224. 225. 231. 232.
a) n. 217-220. Waagen Kunstw. u. Künstler in Paris S. 650.