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führuug gekommen ist 1), nehmlich durch die Folge der
Lebensalter die Jahreszeiten zu char-akterisiren. Eine
allegorische Composition dieser Art, zwar ohne Personi-
Iication der Jahreszeiten, zugleich mit Andeutung dreier
Elemente, der Luft, des Wassers und der Erde, enthalten
die Elfenbeinreliefs am Gehäuse einer Uhr im Besitz des
Herrn Oberconsistorialrath Twesten in Berlin 2). Aber
l) S. oben S. 319. 337.
1'] Das Uhrwerk ist verfertigt von Joh. Sayller zu Ulm; der Ver-
fertiger des Elfenbeinschnitzwerks hat von seinem Namen nur
die Buchstaben D. H. verrathen. Dasselbe besteht aus vier
Tafeln, jede mit einer männlichen und einer weiblichen Figur,
die neben oder gegenüber einander gelagert sind. Nur auf der
ersten Tafel, wo beide in jugendlichein Alter, im Frühling des
Lebens und der Liebe erscheinen, ist noch die Figur eines
Knaben hinzugefügt, so dass auch das Kindesalter vertreten ist;
alle drei haben Blumen in den Händen. Der Sommer ist durch
das Mannesalter bezeichnet: die Scene aber ist am kühlenden
Wasser, der Mann sitzt am Schilf und giesst eine Urne aus,
die Frau sitzt auf einem Delphin und hat in jeder Hand einen
Fisch. Dem Herbst entspricht das reifere Alter: die Frau er-
scheint als Schnitterin mit der Sichel in der einen Hand, in der
andern hält sie eine Garbe; der Mann, eine bärtige Gestalt, stützt
sich auf seinen Harnisch und hält das Schwerdt gefasst, er ist
zum Kampf gerüstet, um Haus und Hof und die Geschäfte du
Friedens zu schirmen. Die letzte Tafel zeigt die Trennung und
das Ende: der Greis ist verschieden, daneben sitzt die Alte mit
fliegendem Haar und ringt verzweifelnd die Hände, umher liegt
zerbrochenes Gerath, eine Eule ist Zeuge des Untergangs.
Hier ist also ausser der Folge der Lebensalter auch die Folge
der Elemente in die Darstellung verflochten, sofern die Blumen
der Frühlingsscene auf die von Düften erfüllte Luft deuten,
das feuchte Element bildet den Hintergrund des Sommers, der
Herbst scheint auf die frucbtbringende Erde zurückzuweisen:
nur das Feuer fehlt. Diese Tafeln bilden die Seitenwände des
Uhrgebäuses, welches in verticaler Folge noch einmal dieselben
Elemente deutlicher zeigt. Denn die Füsse bestehen aus vier
silbernen Delphinen, und oben in den vier Ecken der Einfassung