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Nehmlich zu dem Bilde des Petrus, der vom Heiland die
Schlüssel empfängt, sind auf dem Friese seitwärts wie
zur Rechten die Parzen, so zur Linken die Jahreszeiten
dargestellt 1). Der Sinn dieser Einfassung ist, wie es
scheint, die Hauptvorstellung durch den Gegensatz zu
heben. Es stehn sich gegenüber die Gewalt der Horen
und Parzen über den Leib des Menschen, und die Schlüssel-
gewalt der Kirche, die Seelen zu binden und zu lösen.
Und wie im Bereich jener der Kreislauf des irdischen
Lebens, Anfang und Ende, Blühen und Vergehen ist; so
ist die Kirche, welche der Herr auf einen Felsen gegründet,
ein Hort des ewigen Lebens und lässt alle ihre ächten
Glieder die Macht der Zeit und des Schicksals überwinden.
S0 erinnert diese doppelte Randvorstellung zwar für sich
genommen an das trotzige Wort gegen den Zeus, welches
dem Prometheus in den Mund gelegt wird 2):
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal
Meine Herren und deine?
Wie aber die antike Randvorstellung dem christlichen
Hauptgegenstande sich unterordnet," dient die ganze Com-
position vielmehr zur Veranschaulichung des Spruches
(1 Petr. 1, 24. 25): „Alles Fleisch ist wie Gras und
alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume:
das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. Aber
des Herrn Wort bleibet- in Ewigkeit."
2. Andrerseits sind die Horexi im Zusammenhang
der Götterfabel vorgestellt, wie man sie, drei an der
Zahl, bei dem Gastmahl der Götter zur Vermählung des
i) Passavant Rafael von Urbino Th. II. S. 239.
schreib. Kaufs II, 2. S. 402.
2) Goethe Prometheus, in s. W. Th. Il. S. 79.
Platner Be-