die geoffenbarte Religion, indem sie die Götter aus der
Natur entfernte, dieselbe der Gottheit desto näher ge-
stellt: und in ihrer heiligen Poesie ist mit tiefem Gefühl
und erleuchtetem Verständniss der Natur mehr Leben und
Freiheit geliehen, als jemals die Dichter und gar die
Weisen des heidnischen Alterthums ihr zuerkannt haben.
Denn nicht wird die Natur dort aufgefasst als Inbe-
griff unwandelbarer Gesetze, sondern als der Schauplatz
der Vorsehung, die freilich ihre Satzungen ihr gegeben,
welche sie nicht überschreitet (Ps. 148, 5. aber Gott
ist es, der den Himmel wie ein Gezelt ausbreitet, der
die Berge macht und den Wind schafft, der das Gras auf
dem Felde kleidet, die Vögel unter dem Himmel nährt
und seine I-land aufthut alles was lebt zu sättigen 1),
ja dessen Odem in aller Creatur ist, dieselbe schafft und
erhält (Ps. 104, 29.30.). Demgemäss erscheint auch die
Creatur in höherer Würde, seelenvoll, mit Empfindung
und Erkenntniss ausgestattet. Es wird zuerst von Himmel,
Erde und der ganzen Natur vorausgesetzt, dass sie die
Stimme Gottes und der Propheten hören, von denen sie
daher zu Zeugen aufgerufen werden. S0 richtet Jehova
an Himmel und Erde seine Klage über sein undankbares
Volk Juda (Jesd, und an Berge und Hügel Israels
seine Drohungen (Ezech. 6, 3. Mich. 6, i. wie
auch Moses für sein letztes Lied zum Preise des Herrn
die ganze Welt zum Zeugen nimmt 3). Weiter heisst
es aber von ihr und allen einzelnen Werken der Schöpfung,
dass sie ihren Meister loben und seine Herrlichkeit aus-
1) Ps. 104., 2; Jes. 44., 24; AmOS 4, 13; Matth. 6., 29- 39; Matth. 6,
20; Ps. 104, 28.
2) Vcrgl. Jerem. 2, 12: staunel: ihr Himmel darob und schaudert
und starret sehr, spricht Jehova.
3) 5. Buch Mos. 32, 1: merket ihr Himmel, dass ich rede, und
es höre die Erde die Worte meines Mundes.