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des Zusammenhangs der beiderseitigen Kunstgebiete und
der Einwirkung, welche das griechische Mittelalter auf
die abendländischen Kunstvorstellungen gehabt hat 1). Nur
ist hier fortgelassen (obwohl es anderswo, namentlich in
dem Glücksrade der Kirchenfenster, eine selbständige
Darstellung erhalten hat), was in den griechischen Malereien
die geistige Spitze des Bildes ist, das Bad mit den Menschen-
altern, so dass nur die Vorstellung der Zeitkreise
übrig bleibt. Auch nimmt statt der Figur der Zeit die
des Jahres die Mitte ein. Solche Bilder enthält eine stutt-
garter und eine berliner Handschrift 2), beide aus dem
12. Jahrhundert. In der erstern sind die Jahreszeiten,
denen auch der Name beigesohrieben ist, näher charak-
terisirt: der Winter ist ein bejahrter, bärtiger Mann,
die andern sind jugendlich; der Sommer ist nackt, die
andern sind bekleidet, auch hat der Herbst einen Hut
und der Winter eine Mütze auf dem Kopf; der Frühling
hat Blumen in den Händen, der Sommer eine Sichel und
Aehren, der Herbst einen Korb mit Weintrauben, der
Winter sitzt am Feuer und wärmt daran den einen Fuss,
von dem er den Stiefel abgezogen hat. In der andern
Handschrift erscheinen die vier Figuren, welche Arme
und Beine nackt haben und phrygische Mützen tragen,
ohne Attribute, aber mit den lnschritten: Ver iloridus,
Aestas frugifer, Autumnus fertilis, Hiemps horribilis. Auch
in einer florentinischen Handschrift vom Ende des 13.
Jahrhunderts 3) sind mit dem Jahre die Jahreszeiten so
Ich habe hierüber im wissenschaftlichen Kunstverein zu Berlin
am 15. Apr. 1850 einen Vortrag gehalten, von dem ein kurzer
Auszug sich findet im Preuss. Staatsanzeiger 18. Mai 1850.Beil.
2) S. unten S. 52, a.
3) Einem Gebetbuch vom J. 1293., in der Laurentiana Plut. XXV.
cod. 3. p. 14. b. Bandini Catal. eod. lat. bibl. Laurent. T. l.
p. 749.