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zweifelhaft ist, ob es Genien sein sollen, oder vielmehr
Figuren aus dem menschlichen Leben, Bilder des Garten-
und Ackerbaus. Namentlich in zwei Wandgemälden römi-
scher Cömeterien, welche den guten Hirten zeigen umgeben
von den Bildern der Jahreszeiten. Das eine Gemälde,
am Gewölbe einer Kapelle im Cömeterium Pontiani be-
findlich 1), deutet sie durch Knaben an: einer zur Linken,
der in der einen Hand eine Lilie, in der andern einen
Hasen bei den Füssen hält, bezeichnet den Frühling;
oberhalb ein Knabe, der mit der Sichel Aehren schneidet,
den Sommer; unterhalb steigt ein Knabe an einer Leiter
auf einen Baum, um Trauben zu sammeln von dem Wein-
stock, der an ihm sich emporgerankt hat, als ein Bild
des Herbstes; zur Rechten ist der Winter vorgestellt
durch einen Knaben, der in der einen Hand eine Fackel
hält, eine Hinweisung auf die langen Nächte, und zwischen
einem Feuer und einem blätterlosen Baum steht. In dem
andern Gemälde, welches in dem Cömeterium Callisti sich
befindet 2), sind es Jünglinge und Männer, nehmlich nach
der Reihe, die mit dem Bilde des Frühlings beginnt;
ein Mann, der Rosen pflückt, ein Jüngling, der mit der
Sichel Aehren schneidet, ein Jüngling, der ein Frucht-
horn und Weintrauben in den Händen hält, und ein Mann
mit einer Schaufel auf der Schulter, zwischen einem
Feuer und einem blätterlosen Baum stehend. Diese
Figuren erscheinen nicht sowohl als Personiflcationen der
Jahreszeiten, sondern vielmehr als Bilder der ihnen eigenen
Beschäftigungen.
Eine Darstellung der Jahreszeiten in werblicher Figur
lässt sich im christlichen Alterthum nicht sicher nach-
Bosio p. 139. Aringhi T. I. p. 389. Bottari T. I.
XLVIIL; sehr verkleinert bei d'Aginc0urt Pin. X, 3.
Bosio p. 223. Aringhi T. I. p. 531. Boibari T. lI.
LV. Vergl. Münter Sinnb. I, 114.
Tab.
Tav.