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Der eigenthümlich christliche Gedanke knüpft an das
Schicksal des Waizenkorns an, welches gesäet wird und
stirbt, um wieder lebendig zu werden (1 Cor. 15, 36.
Darnach sind Saat und Frucht ein Bild der Auferstehung 1).
S0 sind auch die Erscheinungen der Erndte vermöge
der daher entlehnten Gleichnisse der h. Schrift von dem
Tode und dem ewigen Leben in ähnlicher Weise be-
deutungsvoll am Grabe des Christen. Aber auch die
Jahreszeiten insgesammt, wie überhaupt der Kreislauf
irdischer Dinge, werden als ein Zeichen der Auferstehung
angenommen 2): zumal der Uebergang vom Winter zum
Frühling, indem er ein Vorbild giebt, wie auf das Ende
ein neuer Anfang folgt. Da diese Vorstellung dem ge-
meinsamen christlichen Bewusstsein angehört, so wird
auch die Darstellung der Jahreszeiten auf christlichen
Denkmälern denselben Gedanken in sich schliessen 3).
Das wichtigste Denkmal dieser Art ist der mehr-
erwähnte Sarkophag des Junius Bassus vom J. 359, des-
sen Querseiten diese Vorstellung enthalten 4). Die ganze
Dies Gleichniss hat schon Cle mens Rom. aufgenommen Ep. I.
ad Gorinth. e. 24.
2) Origen. Comment. in op. ad Rom. lib. V. c. 9. Opp. T. IV.
p. 564. col. i. b. c. erläutert die Angemessenheit des Ausdrucks
„so wir aber sammt ihm gepltanzet werden zu gleichem Tode,
so werden wir auch der Auferstehung gleich sein" (Böm. 6,
wie nehmlich das Sinnbild nach beiden Seiten zutreife, durch
die Bemerkung: omnis enim planta post hyemis mortem resur-
rectionem veris exspectat etc. Tertullian. l. c.: totus igitur
hie ordo revolubilis reruln testatio est resurrectionis mortuorum.
Minuc. Fel. Octav. c. 34: vide quam in solatium nostri resur-
rectionem futuram omnis natura meditetur; . exspectandum
nobis etiam corporis ver est, vergl. oben S. 91.
3) Ich befinde mich hiermit in Widerspruch mit Winckelmann
W. ll. S. 628., dem diese Deutung „zu gelehrt gedacht" scheint.
4) Diese Reliefs, von Bosio und Aringhi übergangen, sind zuerst
bei B0 tta ri Scult. e pitt. Sagte T. I. p. I. und p. 1. mit Erkliir.