Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

an dessen Ufer Mortimer und Glendower kämpften, Theil- 
nahme an dem Ereigniss in jener herrlichen Schilderung: 
Dreimal verschnauften sie und tranken dreimal 
Nach Uebereinkunft aus des Severn Fluth, 
 Der bang vor ihren blutbegiefgcn Blicken, 
Sein bebend Schilf entlang erschrocken liel" 
Und barg sein krauses Haupt im hohlen Ufer, 
Befleckt mit dieser tapfern Streiter Blut'); 
und misst selbst dem Steine Leben und Gesinnung bei, 
wenn er den jungen Arthur, der, von seinem Oheim im 
Kerker gehalten und dem Tode geweiht, durch einen 
Sprung von der Mauer sich zu befreien sucht, sterbend 
ausrufen lässt: 
Weh! meines Oheims Geist ist in dem Steinz). 
Wogegen Schiller dem Tell das Wort in den Mund legt: 
Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen 3). 
Aber sollten solche Vorstellungen nicht auch in Wahr- 
heit einen religiösen Charakter und eine christliche Be- 
rechtigung haben? 
Es fühlt sich der Mensch, der selbst ein Theil der 
Natur ist, angesprochen von ihren Lehensregungen und 
erregt von den tausend Stimmen, mit denen sie zu ihm 
spricht 4). In seinen auf- und niedersteigenden Gefühlen 
 Shakspeare König Heinrich IV. Erster Theil, I. Aufz. 3. Scene. 
W. von Schlegel u. Tieck.Th. I. S. 215. 
2) Shakspeare König Johann, IV.-Aufz. 3. Scene. Ebendas. 
S. 71. 
 Schiller Wilh. Tell, I. Aufz. 1. Scene. Worauf der Fähr- 
mann antwortet: 
z, 's ist heut Simon und Judä, 
Da i'ns't der See und will sein Opfer haben. 
4) Vergl. Viecher Kritische Gänge Bd. I  1844. S. 221 f., 
wo aber das Gcheimniss der landschafilgkn Stimmung nur auf 
eine ästhetische Anschauung zurückgeführt und was als Seele aus 
der Natur den Mcnschen ansprißhh als ihr llmßrgeSßhübi-ßn, R15 
ein „bl0sses Leihen" betrachtet wird.
	        
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