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Wie nun die Jahreszeiten auch sonst von Genien
begleitet werden 1); so sind sie in späterer Zeit selbst
mehrentheils in männlicher Gestalt als Genien, entweder
Knaben oder Jünglinge 2), gebildet.
Anders ist es bei Ovid, der zwar die Jahreszeiten
ausdrücklich von den Horen unterscheidet in der Schilde-
rung der Gottheiten der Zeit, die um den Thron des
Phöbus stehen, wo es von ihnen heisst3):
Jugendlich stand auch der Frühling, den blumigen Kranz um die
Scheitel;
Auch der nuckende Sommer, im Schmuck umwindender Aehren;
Auch der Herbst mit der Kufen betretenein Moste besudelt;
Und der heeisete Winter, urnstarrt von grauendem Huupthaar.
Auch erhellt aus einer spätern Stelle4), dass sie stimmt-
lich männlichen Geschlechts sein sollen. Aber ebenda-
selbst werden sie charakterisirt durch die verschiedenen
Lebensalter, deren Folge in ihnen sich darstellt: der
Frühling ist ein Jüngling, der Sommer ein junger, der
Herbst ein reifer Mann, der Winter ein Greis. Wonach
sie auch nicht für Genien gelten können.
der Beschäftigungen der Jahreszeiten; es sind dies nackteJüng-
lingsgestalten: der eine mit einem Hirtenstab in der Iland trägt
eine Ziege auf den Schultern (s. oben Th. I. S. der andere
einen Korb mit Obst, der dritte zwei Körbe mit Trauben: aber
zu der Hure des Winters gehört die ganz eingehüllte Gestalt
eines bärtigen Mannes, der eine Ente und Schilf in den Hän-
den hat.
Auf dem Deckel eines Sarkophags im vaticanischen Museum,
Beschreib. R0m's II, 2. S. 36. n. 130. Ebendas. S. 40. n. 6,
ist in einem Relief die Hore des Herbstes mit Genien der
Weinlese.
2) Beides zusammen auf einem Sarkophag im Palast der Conser-
vatoren zu Rom, Beschreib. Emu's lll, 1. S. 119.
3) Ovid. Metam. Lib. II. v. 27-30.
4) lhid. Lib. XV. v. 206-213.