Die
Zeitkreise.
Von den Himmelserscheinungen wenden wir uns zu
den Zeitkreisen, welche durch jene gemessen werden:
das sind ihrer drei, der Tag, den der Himmel, der Monat,
den derMond, das Jahr, das die Sonne macht 1). Aber auch
der Inbegriff alles dessen, die Zeit selbst, tritt künstlerisch
in die Erscheinung und nimmt unsere Aufmerksamkeit in
Anspruch.
Freilich mag es scheinen, als 0b so abstracte Gegen-
stände, wie die Zeit und ihre Abschnitte, der Kunst
keinen angemessenen Stoff darbieten und der künstlerischen
Theilnahme fern liegen. Dann wäre es immerhin von
besonderem Interesse zu sehen, wie die Kunst des spröden
Stoffes Herr wird und den abstracten Formen nicht allein
Leben einhaucht, sondern selbst Persönlichkeit giebt.
Aber diese Formen sind nicht so leer, vermöge
dessen, was durch die Zeit und in den Zeiten vorgeht.
Ein altes heiliges Wort erinnert daran, wie jegliches
seine Zeit hat: geboren werden und sterben, pflanzen
und ausrotten, suchen und verlieren, weinen und lachen z);
demnach bieten Natur und menschliches Leben einen
reichen Inhalt zur Charakteristik der Zeitkreise dar. In
dieser Verknüpfung entbehren sie sogar des sittlichen
Gehalts nicht und sind gerade um desswillen auch zur
Darstellung gekommen. Denn wie derWechsel der Zeiten
ein Bild der Vergänglichkeit ist, so weiset doch ihr Kreis-
lauf selbst über die Zeillichkeit hinaus: und so sind sie
gebraucht, sowohl die l-Iinfälligkeit des irdischen, als die
bemerkt.
obigen Worten
1) Wie Eustath. in II. 15', 308. mit. den
Vergl. unten S. 52, c. die 6. Anm.
2) Prcdig. 3, 2. 6. 4.