Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

physischem Gehalt auf,  welches man einen halb heid- 
nischen Cnltus der Natur genannt hat 1). Doch waren 
sie nicht anders, denn als Personificationen gemeint. Denn 
wenn auch hin und wieder der Aberglaube heidnischer 
Naturreligion sich in das Christenthum hineingezogen hat; 
so ist doch kaum je anzunehmen, dass man in jenen 
Personificationen einen heidnischen Gedanken habe aus- 
drücken wollen. In dieser Hinsicht ist besonders be- 
merkenswerth der Gegensatz zwischen diesen antiken und 
den eigenlhümlich christlichen Symbolen: während man 
Erscheinungen der Natur so häufig in menschlicher Ge- 
stalt darstellte, ward die Goltheit in der Regel nur durch 
die Hand aus den Wolken angedeutet. Und dies in einem 
und demselben Kunstwerk: so erscheint die Hand als 
Symbol Gottes öfters in den Miniaturen der vaticanischen 
Pergamentrolle des Josua, welche ausserdem zahlreiche 
Personificationen von Bergen, Flüssen und Städten ent- 
halten (s. Tb. I. S. 24),2)  bei der scheuen Zurück- 
haltung, die in jener Darstellung der Gottheit sich zeigt, 
ein Zeichen , dass die Reinheit des Monotheismus durch die 
letztern Figuren nicht gefährdet werden sollte.  Diese 
Vorstellungen haben vielmehr eine allgemein menschliche 
Berechtigung, sofern sie einen rein poetischen Charakter 
behaupten;  wie auch die neuere Poesie, abgesehn von 
aller mythologischen Anspielung, mit ergreifender Wahr- 
heit ihrer sieh bedient hat. So leiht Shakspeare dem Fluss, 
 Kugler Ilandh. der Geschichte der Malerei von Burckh. Th. I. 
S. 91. Kinkel Gesch. der bildenden Künste bei den christl. 
Völkern S, 224. äussert; diese Art der Versinnhildung sei an 
sich durchaus heidnisch und mit dem nlonotheistischen Geiste 
des Christenthums entschieden in Widerspruch. 
2) Desgleichen sind auf dem Elfenbeindeckel des San-Blasianischen 
Sacralnentarium Gott Vater durch die Hand, Sonne und Mond 
aber zur Seite Christi als Brustbilder vorgestellt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.