physischem Gehalt auf, welches man einen halb heid-
nischen Cnltus der Natur genannt hat 1). Doch waren
sie nicht anders, denn als Personificationen gemeint. Denn
wenn auch hin und wieder der Aberglaube heidnischer
Naturreligion sich in das Christenthum hineingezogen hat;
so ist doch kaum je anzunehmen, dass man in jenen
Personificationen einen heidnischen Gedanken habe aus-
drücken wollen. In dieser Hinsicht ist besonders be-
merkenswerth der Gegensatz zwischen diesen antiken und
den eigenlhümlich christlichen Symbolen: während man
Erscheinungen der Natur so häufig in menschlicher Ge-
stalt darstellte, ward die Goltheit in der Regel nur durch
die Hand aus den Wolken angedeutet. Und dies in einem
und demselben Kunstwerk: so erscheint die Hand als
Symbol Gottes öfters in den Miniaturen der vaticanischen
Pergamentrolle des Josua, welche ausserdem zahlreiche
Personificationen von Bergen, Flüssen und Städten ent-
halten (s. Tb. I. S. 24),2) bei der scheuen Zurück-
haltung, die in jener Darstellung der Gottheit sich zeigt,
ein Zeichen , dass die Reinheit des Monotheismus durch die
letztern Figuren nicht gefährdet werden sollte. Diese
Vorstellungen haben vielmehr eine allgemein menschliche
Berechtigung, sofern sie einen rein poetischen Charakter
behaupten; wie auch die neuere Poesie, abgesehn von
aller mythologischen Anspielung, mit ergreifender Wahr-
heit ihrer sieh bedient hat. So leiht Shakspeare dem Fluss,
Kugler Ilandh. der Geschichte der Malerei von Burckh. Th. I.
S. 91. Kinkel Gesch. der bildenden Künste bei den christl.
Völkern S, 224. äussert; diese Art der Versinnhildung sei an
sich durchaus heidnisch und mit dem nlonotheistischen Geiste
des Christenthums entschieden in Widerspruch.
2) Desgleichen sind auf dem Elfenbeindeckel des San-Blasianischen
Sacralnentarium Gott Vater durch die Hand, Sonne und Mond
aber zur Seite Christi als Brustbilder vorgestellt.