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zwei elfenbeinerne Beliquienkaslen aus dem 12. Jahrd
hundert: der eine in der Sammlung des Herrn von Bei-
der zu Bamberg 1), der andere im Zitter der Schloss-
kirche zu Quedlinburg 2). Ihre Seitenllachcn nehmlich
sind durch Bogenstellungen in zwölf Nischen (je vier an
den Langseiten, je zwei an den schmalen Seiten) abge-
theilt, in denen die Gestalten der Apostel stehen: und
über denselben in den Lünetten der Bogenstellung sind
die Thierkreiszeichen angebracht. Diese Zusammen-
stellung erinnert erstens an ein antikes Monument, die
Ara Borghese im Louvre 3), auf welcher die zwölf
Zeichen des Thierkreises, sowie die zwölf Monate und
ihnen entsprechend die zwölf Götter vorgestellt sind:
wie also ursprünglich durch das System der Jahres-
eint-heilung das System der 12 Götter bestimmt sein
mag 4), so werden hier die 12 Götter als Beherrscher
des Jahreskreises gezeigt, jeder Monat unter dem Einfluss
eines Gottes. Erinnert man sich ferner aus dem christ-
lichen Alterthum, dass die Apostel, wie sie Christo, der
Sonne der Geisterwelt angehören, mit den zwölf Monaten
1) Waagen Kunstw; u. Künstler in Deutschland Th. l. S. 115 f.
Doch fehlt daran die eine schmale Seite: das ist eben die
Elfenbeinplatte mit zwei Aposteln nebst der Waage und dem
Scorpiou, welche in der K. Kunstkammer zu Berlin aufbewahrt
wird, s. Kugler Beschreib. der K. Kunstkammer zu Berlin
S. 11. n. 9. (v. Ledebur) Leitfaden für die K. Kunszkauxmer
S. 3.
z) N0. 7. Ranke u. Kugler Beschreib. der Schlosskirche zu
Quedlinburg S. 139-142.
1') Abgebild. bei Bouillon Musee des antiq. T. I. als Vignette.
4) Das lieisst bei Bildung desselben in Aegypten, ohne dass bei
Durchführung des Systems in Griechenland dieser Gedanke ferner
maassgebend gewesen wäre. Vgl. Preller u. Walz in d.
Verhandl. der Philologen-Versamml. zu Jena vom J. 1846.
S. 51. 55.