Es ist dies die Auffassung der Natur, welche zu-
nächst dem Dichter zukommt. S0 lässt Homer die troischen
Flüsse in die epische Handlung eingreifen, zumal den
Skamander (Xanthtis), der „voll Zorn um die niederge-
worfencn Männer, die der Pelid" in den Fluthen ermordete
sonder Erbarmung" 1), aus seinen Ufern tritt und den aus
dem Strudel sich fliichtendcn Achilles verfolgt,
Hinter ihm schwarz mlchstürzend, damit er den hohen Achilleus
Hemmt' in dem Mord und die Troer errettete von dem Verderbengj;
dann aber wider ihn, wie er von den Himmlischen ge-
stärkt dem Strom entgegenarlaeittet, heftiger die Wogen
aufthürmt und auch den Simois zu Hülfc ruftß). Wo-
gegen die Ruhe der Gewässer und der ganzen Natur von
Virgil geschildert wird in jener berühmten Stelle:
Nacht war's, und es genoss holdseligen Schlummer ermüdet
Alles, was lebt auf Erden, Gehölz auch und wilde Gewässer
Ruheten: jetzt da zur Mitte die Stern' hinrollen den Umlauf,
Da rings sehweiget das Feld, und Vieh, und buntes Gevögel,
Das theils lautere Seen weitum, theils Dickige rauher
Fluren bewohnt, zum Schlafe gesetzt in nächtlicher Stille:
Sorglos laheten alle das Herz, ausruhend von Arbeit. 4)
Aber die zeichnenden Künste der Alten stellen sich
neben die Poesie, nicht allein die Sculptur, sondern
auch die Malerei, nach dem Ausspruch des Simonides,
1) H0 m. ll. qf, 146 sq. vergl. 136. 212.
2) Ibid. v. 249 sq.
3) Ibid. v. 299-327.
4) Virg. Aen. IV, 522-528. "Eine gedrängte und einfache
Wiederholung dessen, in ihrer Einfachheit anschaulicher und
rührender", sind die drei ersten Zeilen des Abendliedes von
Paul Gerhardt:
Nun ruhen alle Wälder.
Vieh, Menschen, StädV und Felder,
Es schläft die ganze Welt;
s. Evaug. Kirchenzeitung, 1830. N0. 19. S. 150.