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Schon (lie Hebräer, wie andere Völker des Morgen-
landes hatten ausgezeichneten Sterngruppen Gestalt und
Namen gegeben. Das Alte Testament überliefert uns
folgende Sternnamen: die Bahre (asch) für den grossen
Bären, dessen drei Schwanzsterne als die Töchter der
Bahre, d. h. Leidtragende, bezeichnet werden 1), die
Schlange (nachasch) für den Drachen 2), das zusammen-
gebundene Häuflein (kimah) für die Plejaden 3), endlich
der gefesselte Riese (kesil) vermuthlich für den Orion 4),
und mit dem letztern Namen vielleicht die Spur eines
Sternenmythus, wenn es nehmlich Nimrod sein soll, der
als Rebell wider Gott, nach späterer morgenländischer
Sage, dort angefesselt ist 5). Uebrigens widerstrebt
es den Morgenländern, lllenschenfignren an ihrem Sternen-
himmel zuzulassen; wogegen sie einen unwiderstehlichen
Hang zeigen, jedes Gestirn und jeden Planeten zu per-
soniliciren, sobald es auf rednerische und dichterische
Ausschmückung ankommt 6).
Aber zu den christlichen Völkern sind die Sternbilder,
sowohl Menschen- als Thierfiguren, übergegangen, welche
von den Griechen erfunden sind und zwar zum grossen
Theil der heidnischen Götterlehre ihren Ursprung verdanken.
1) Hiob 9, 9. 38, 32. s. Bochart Hieroz. ed. Rosenmüller T. II.
p. 680. vergl. ldeler Unters. über den Ursprung und die Be-
deutung der Sternnamen S. 21 f. 292. 419.
2) Hiob 26, 13.
3) Hieb 9, 9. 38, 31. Amos 5, 8.
4) Ebendas. und im Plural. Jes. 13, 10. Hingegen Ideler a. a. O.
S. 264. will darunter den Canopus verstehen.
b) Vergl. Gesen. zu Jes. 13., 10. S. 458. Baur Das nlanich.
Beligionssystem S. 66.
6) ldeler a. a. O. S. 326. 328 ff. Der personificirte Saturn z. B.
ist gewöhnlich ein alter Emir, der in einer wohlverschanzten
Burg hauset.