275
Körper bestimmt 1) ; sondern er bemisst sie theils nach
dem Winkel, welchen die Gesichtslinien der Planeten
von der Erde aus bilden (den sogenannten Aspeoten) 2),
das ist die Harmonie, wie sie auf Erden erscheint 3);
vornehmlich aber für den Standpunkt von dem Mittelpunkt
des Weltsystems, der Sonne aus 4), nach Maassgabe der
täglichen Bewegung der Planeten in der Sonnennähe wie
in der Sonnenferne 5). In diesen Bewegungen weiset er
die vollständige Tonleiter sowohl in dur wie in moll
nach G): und findet darin nicht allein einen melodischen
Gang, wie ihn die Musik der Alten kennt, sondern auch
ein Vorbild des figurirten Gesanges, der Harmonie, welche
von den Neuern nach diesem himmlischen Muster erfun-
den sci1). Das ist das kurze Ergebniss der Rechnungen
Kepplers, durch die er von dem Gedanken geleitet ist,
dass von dem weisesten Schöpfer die Welt in der voll-
kommensten Harmonie aufgebaut sein müsse, freilich
uneingedenk, dass diese Harmonie nicht gerade durch
die Verhältnisszahlen der musikalischen Consonanzen eben-
sowenig als durch die der regelmässigen Körper noth-
wendig bedingt sei.
Also ist die alterthümliche Lehre von der Harmonie
der Sphären von astronomischer wie von theologischer
Seite verworfen. Aber eine Zuflucht erhält sie bei dem
Ibid. Lib. II. S. 25. p. 59. Lib. V. c. 3. p. 186 sq. mit der
dazu gehörenden Zeichnung. Lib. V. c. 9. p. 215. 238.
1) lbid. Lib. IV. c. s. s. p. 13a Sqq. 150 m.
3) Ibid. Lib. IV. c. 4. p. 129.
4) Ibid. Lib. V. c. 3. p. 189.
5) lbid. Lib. V. c. 4. p. 198 sqq.
ü) Ibid. Lib. V. c. 5. p. 2Ü2 sqq.
7) Ibid. Lib. V. c. 7. p. 208. 212. Die Kepplersche Lehre von
der Harmonie des Himmels wird ausführlicher örtert von Apelt,
Joh. Kepplers Astronomische Weltansicht. Leipz. 1849. 4".
S. 76 ff. s. besonders S. 84 f. 90 IT. 110 IT.
184