Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Herrlichkeit der Werke Gottes den Menschen zu ver- 
kündigen,"  wie er in dem Gebet am Schluss seines 
so benannten Werks l) erklärt. Da er dabei auf seine 
Entdeckungen über die Gesetze unseres Planetensystems 
sich gründend, mit mathematischer Strenge zu Werke 
ging; so konnte freilich von jener Lehre der Alten nichts 
stehen bleiben, welche aus einer willkürlichen Speculation 
verbunden mit einer irrthümlichen Astronomie hervor- 
gegangen war. Demgemäss verspottet Keppler den gemeinen 
Haufen der Philosophen, welcher mit dem Ciceronianischen 
Träumer (in dem Somnium Scipionis) die Ohren reckend 
sich hinstelle, um den siissen Ton, die Musik der Sterne, 
zu vernehmen,  auch mit den Pythagoreern bei Aristoteles 
den Grund angebe, warum der himmlische Ton auf Erden 
nicht gehört werde. Das seien pythagoreische Possen 2); 
er erklärt ausdrücklich, dass keine Töne im Himmel vor- 
kämen, auch die Bewegung nicht so stürmisch sei, dass 
durch Reibung mit der Himmelsluft Geräusch entstehe 3). 
Dagegen durch das Licht werde die Harmonie der Planeten 
offenbart, die also nur in Zahlenverhältnisse, welche den 
musikalischen Consonanzen entsprechen, gesetzt wird. 
Diese Harmonie knüpft er aber nicht an die Distanzen 
der Planeten von der Erde, wie meist bei den Alten 
geschah, oder (dem copernicanischen System zufolge) von 
der Sonne, da er die letztern vielmehr nach einer früh 
von ihm durchgeführten Idee durch die fünf regelmässigen 
 .10. Keppleri l-larmonices mundi Libri V. Lincii Austr. 1619. 
fol. p. 243. 
2) lbid. Lib. IV. Praeamb. p. 106. Vergl. Lib. V. Prooem. p. 178., 
wo er jene „pythagoreische Träumerei" auch dem Ptolemäus 
Schuld giebt, den er in einem Anhang (p. 251.) ausdrücklich 
widerlegt. 
3) Ibid. Lib. V. c. 4. p. 197.
	        
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