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stellern die Repräsentanten der verschiedenen Standpunkte
aus denen sie aufzufassen und zu beurtheilen ist, hervor;
zuheben.
Zuerst Luther leitet die griechische Lehre auch aus
biblischer Ueberlieferung ab 1): Pythagoras, sagt er, rede
von einer überaus lieblichen Harmonie des Himmels, gleich
als 0b er den Hiob gelesen hätte. Er erklärt sich aber
darüber auf folgende Weise, indem er die Gleichgültigkeit
gegen die täglichen Wunder der Schöpfung rügt 2):
„Gegen diese Werke alle sind wir taub worden und achten
ihrer nicht mehr; wie Pythagoras wohl gesaget hat, dass
die gleiche und ordentliche Bewegung der Sphären unter
dem Firmament einen schönen und lieblichen Gesang von
sich gebe: weil ihn aber die Leute täglich hören, werden
sie dagegen taub: gleichwie die Leute, so da nahe am
Wasser Nilo wohnen, des grossen Bauschens und Krachens
des Wassers, weil sie es täglich hören, nichts achten,
das doch andern, die es nicht gewohnt sind, unleidlich
wäre. Diesen Spruch hat Pythagoras ohne Zweifel aus
der Väter Lehre genommen, die nicht gewollt haben,
dass die Bewegungen, der himmlischen Sphären einen
Laut oder Klang von sich gehen: das aber haben sie ge-
wollt, dass ihre Ordnung, Art und Eigenschaft sehr lieb-
lich und ganz wunderbarlich sei; werde aber von uns
Undankbaren und Unempfindlichen nicht geachtet noch
gemerket."
Mit grosser Liebe und Ausdauer hat-Keppler den
Untersuchungen über die Harmonie der Welt als einer
Lebensaufgabe sich hingegeben, ja mit Andacht, um „die
Luther Anm. über den Evang. Matth. 15.; 34. S.
V. Walch Th. VII. S. 4Ü7.
2) Derselbe Auslegung der Genes. 2, 21- 5- 150-
S. 226.
Werke
Th. I.
P'i p e r , Mythol.
Symbol.
chr.
Kunst.
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