Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Nach seiner Art die Buchstaben zu deuten und mit den 
Geheimnissen der überirdischen Welt in Verbindung zu 
bringen, legt er jedem der sieben Himmel (oder Planeten- 
geister) nach der Reihe einen der sieben Vocale bei, 
deren Laut von ihnen ausgehe  gerade wie auf jenem 
Denkmal zu Milet jedem Planeten ein Vocal zugeeignet 
wird (s. oben S. 222,): alle diese Himmelsmachte, sagt er, 
mit einander verbunden ertönen und preisen den, von 
dem sie hervorgebracht sind; der Preis aber dieses Tönens 
steigt zum Vater auf, wie David sagt;'„die Himmel er- 
zählen die Ehre Gottesfi zur Erde herabsteigend aber 
erzeugt der Ton des Preisens das was auf Erden ist. 
Hieraus erhellt schon, dass die Buchstaben dort eine 
ähnliche Potenz bilden, wie bei den Pythagoreern die 
Zahlen. Diese Anwendung übrigens der Voeale erklärt 
sich aus einem Gebrauch der Priester in Aegypten, der 
schon im 4. Jahrhundert vor Chr. erwähnt wird 1), die 
blossen Vocale nach der Reihe als Lobgesünge auf die 
Götter anznstimmen; dass aber den Planetengeistern diese 
Musik in den Mund gelegt wird, scheint durch die An- 
erkennung der Sphärenmusik bedingt. 
Dagegen wird der Gebrauch jener Stelle aus den 
Psalmen für diesen Zweck durch die Erklärung beseitigt, 
welche Chrysostomus davon giebti). Auf die Frage: 
wie erzählen die Himmel Gottes Ehre, da sie keine Stimme 
haheniP, antwortet er: es schzuedgt der Himmel 3); aber 
sein Anblick lässt den hellsten Posaunenton ausgehn, der 
durch die Augen, nicht durch das Gehör uns unterweiset. 
l) Demetr. De elocut. c. 71. 
2) Chrysostom. Ad Antioch. Horn. IX. c. 2. Opp. T. Il. p. 99.d. 
Vergl. Joh. Damasc. an der oben S. 12. angef. St. 
3) Auch Dionys. Areopag. De divin. nomin. c. 4. S. 4. spricht 
von den geräuschtosen. Bewegungen (nöu dlpögpcuu zwüaswv) 
des Himmels.
	        
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