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Verbreiteter istdie andere Deutung, welche den Pan, seinem
Namen entsprechend, für das Universum nimmt: wonach
seine Hörner auf die Aehnliehkeit mit den Sonnenstrahlen
und Mondshörnern, sein rothes Gesicht auf die Aelmlich-
keit mit dem Aether und sein mit Sternen besäetes Bocks-
fell auf die Aehnlichkeit mit dem gestirnten Himmel be-
zogen wurden. Weiter sollte seine Pfeife mit sieben
Röhren die Harmonie des Himmels mit ihren sieben Tönen
bezeichnen, wie alles dies bei Servius zu lesen ist 1).
S0 gilt denn Pan für den Chorführer des himmlischen
Reigen, der auf der Flöte spielend mit Einem Hauch alle
sieben Sphären beseelt und die unsterbliche Harmonie
bewirkt, wie er in einem orphischen Gesang ange-
rufen wird 2):
begeisterter unter den Sternen,
Spielend die Harmonieen der Welt auf sclierzender Flöte.
Und gerade diese Scene findet sich auf Kunstdenk-
mälern abgebildet, in Edelstein und Metall. Es ist überall
im Wesentlichen dieselbe Vorstellung: nur nach den Bei-
werken lässt sich "ein dreifacher Typus unterscheiden.
Den einen zeigen übereinstimmend ein Achat-Onyx im
K. Museum zu Paris 3), ein Achat-Sardonyx im floren-
tinischen Museum 4) und in derselben Grösse eine halb-
l) Serv. ad Virgil. Ecl. I], 31. Zwar findet sich eben diese pan-
theistische Erklärung des Pan auch bei Schnl. Theocrit. I, 3.
p. 821 sq. ed. KiessL, doch ohne Beziehung auf die Weltharmonie:
bvielmehr wird die Syrinx desselben statt dessen wiederholt auf
die Winde gedeutet. Jene Stelle des Servius ist aufgenommen
von Isidor. Orig. Lib. VIII. c. 11. S. 82.
zlOrph. Hymn. XI. v. 6.
a) Mariette Rec. des pierres grav. du cah. du roy T. II. Pl.
XLV. Ein Abguss ist unter den pariser Genuuenahgüsseu n. 249.
im K. Museum zu Berlin.
4) Mus. Floreut. T. II. Tah. LXXXVIII, 2. Gori Thes. gemm.
astril". T. I. Vignette zu Anfang der Praefat. s. dazu Passeri