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Compositioil ihre Aufnahme überhaupt. nicht begünstigt.
Daher führte es zu einer Erweiterung des christlichen
Bilderkreises, als Raphael es unternahm, Gott Vater dar-
zustellen, wie er die Himmelskörper in's Dasein ruft, in
den Kartonen, die in der Chigischen Kapelle der Kirche
S. Maria del popolo in Mosaik ausgeführt sind 1). Das
Motiv aber für die Darstellung der Himmelskörper ent-
nahm er der Antike; sie sind rings umher in der Gestalt
der heidnischen Gottheiten ihres Namens gebildet, in
folgender Ordnung: Luna, über ihrem Haupt der Halb-
mond, mit dem Bogen in der Linken, nimmt mit der
Rechten einen Pfeil aus dem Köcher; Mercur mit dem
Schlangenstab; darauf folgt die Fixstcrnsphäre ohne Per-
sonitication, nur mit Sternen besetzt; dann Venus, neben
ihr Amor mit einer Fackel in der Hand; Apollo mit einem
Nimbus über dem Haupt schiesst einen Pfeil ab; Mars
mit Schwerdtern in den Händen; Jupiter mit dem Blitz
in der Hand, neben ihm der Adler; Saturn mit der Sense.
Die beiden letztern sind mit einem Gewand angethan,
Luna und Venus leicht bekleidet, die übrigen ganz nackt.
Jedem der Planeten ist nach jener Vorstellung des Mittel-
alters (s. oben S. 209 ff.) ein Engel beigegeben, zunächst
wohl, um bei ihrer Bildung thätig zu sein und ihren Pfad
sie zu lehren, vielleicht auch mit der bleibenden Be-
stimmung auf ihrer himmlischen Bahn sie zu leiten.
Bei der Aufnahme dieser mythologischen Figuren hat
den grossen Meister wohl weniger ein Interesse für die
Antike geleitet, als vielmehr ein allgemein künstlerischer
und poetischer Gedanke, das Interesse, den Schauplatz
der Schöpfung zu beleben und die ersten Werke aus der
w
Platner Beschreib. Boufs III,
von Urbino Th. I. S. 249. Th.
(iruner, 1839.
S. 219. Passavant Rafael
S. 447 f. Kupferstiche von
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