Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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stört ist. ln der Mitte, im Zifferblatt der Uhr, sah man 
die Sonne, ein Gesicht mit lockigen Strahlen, aus Kupfer 
getrieben und im Feuer vergoldet; zu jeder von beiden 
Seiten sieben Figuren in Stein gearbeitet, nehmlich die 
sieben Churfürsten mit dem Kaiser (Carl  welche in 
spitzbogigen Nischen angebracht waren,  und zwischen 
ihnen unter Bundbogen die l-Ialbfiguren der Planeten- 
götter: zur Linken Luna, mit beiden Händen die Sichel 
haltend, Mercur mit der Flügelhaube und dem schlangen- 
umwundenen Stab, Venus mit Amor,  auf der rechten 
Seite Mars (mit undeutlichem Attribut), Jupiter mit dem 
Blitz in der Hand, Saturn mit der Sense: alle sind bis 
auf die Luna mit einem Stern versehen. Die Stellung 
der Sonne im Zifferblatt der Uhr deutetauf die Begulirung 
der Zeit durch die Sonne; dieselbe erscheint aber auch 
als ein Bild des Kaisers, den die Churftirsten umgeben, 
gleichwie die Planeten die Sonne umkreisen 1). 
4. Das herrlichste aller dieser Werke ist das von 
Raphael, welches, wenn nicht allein, doch zuerst unter 
so vielen Darstellungen der Planeten einer christlichen 
Idee dient,  wie es auch zur Ausführung an heiliger 
Stätte bestimmt war. So häufig sonst die Schöpfung 
und gerade nach der Abtheilung des Sechstagewerks 
dargestellt worden ist; so waren doch bei dem Werk 
des vierten Tages zwar nicht selten Sonne und Mond in 
menschlicher Gestalt gebildet, aber nicht so auch die 
Planeten. Denn abgesehn davon, dass ihrer nicht aus- 
drücklich in der heiligen Urkunde Erwähnung geschieht, 
ward auch durch die früher erstrebte Einfachheit der 
w 
1 
SchilleH s Ballade, der Graf von Habsburg, Str. 
Und alle die Wähler, die Sieben, 
Wie der Sterne Chor um die Sonne Sich stellt. 
Umstanden geschäftig dvn Herrscher der VVvH, 
Die Will-de des Amtes zu üben. 
Vergl.
	        
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