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menschliche Leben unter dem Einfluss der Planeten
zeigen. Die umfassendste Ausführung dieses Gedankens
enthalten die Frescomalereien in der Sala della ragione zu
Padua, die früher dem Gictto nach Erfindung des berühm-
ten Philosophen und Arztes Pietro di Abano wahr-
scheinlich nach 1320) zugeschrieben wurden 1), jetzt
aber für ein Werk aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts
(nach 1420) von der Hand des Giov. Miretto und eines
Ungenannten erkannt sind 2). In der Mitte der Südseite
ist eine Sonne angebracht, umher kirchliche Vorstellungen:
Christus am Kreuz, eine Kirche, ein Lamm auf einem
Altar von Heiligen angebetet, ein Priester vor dem Altar
den Kelch emporhebend u. s. w. ; übrigens nimmt alle vier
Wände ein astronomisch-philosophisches Bild der Welt
in 319 Vorstellungen ein. Aber bei dem Mangel symme-
trischer Anordnung dieses Werks ist eine in's Einzelne
gehende Erklärung sehr erschwert. Nur so viel erhellt
deutlich, dass der Himmel durch die Zeichen des Thier-
kreises (die nach der Reihe an den vier Wänden ver-
theilt sind) und die Planetenbilder, und dem ent-
sprechend das menschliche Leben in seinem Vcrhältniss
zur Natur wie nach seinen bürgerlichen und sittlichen
Zuständen dargestellt ist. Nehmlich den zwölf Zeichen
des Thierkreises entsprechen die Beschäftigungen der
Monate; z. B. der Mai ist durch ein leichtgeschmücktes
Mädchen mit einem hlumengefüllten Korb auf dem Kopf,
der September durch die Traubenlese, der December
durch das Schweinschlachten bezeichnet; und unter-
halb der Planeten sind Bilder, die den mythologischen
Begriff derselben entfalten und ihren astrologischen Ein-
So auch von Sotzmann im Serapeum, 1842. S. 195.
2) E. Förster im Tüb. Kunstblatt 1838. S. 58., woselbst auch
S. 58-60. diese Malereien beschrieben werden.