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gedeutet, nach der wahrscheinlichen Erklärung in dieser
Folge:
Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Mercur, Mond;
(die Zeichen der beiden letztern fehlen). Unter jedem
ist ein Feld mit einer griechischen Inschrift, worin der
Planet angerufen wird: „Heiliger, behüte die Stadt der
Milesier und alle ihre Einwohneru. Dazu kommt zuvörderst
eine allgemeine Unterschrift, welche jene Obhut den Erz-
engeln beimisst, woraus erhellt, dass diese hier als die
Planetengeister verehrt werden; dann für jeden be-
sonders als Unterschrift die Reihe der sieben Vocale nach
ihrer natürlichen Ordnung, die erste (die des Saturn)
mit a, jede folgende mit dem nächsten Vocal anfangend,
so dass jeder Planet unter seinem eigenen Tonzeichen
geehrt, jedoch die andern durch Auslassung' nicht be-
leidigt werden. Also legt dieses Denkmal ein dreifaches
Zeugniss ab erstens für die Verehrung der Engel, welche
schon in der Apostel Zeit in eben diesen Gegenden zu
Colossä (das ist auch im Flussgebiet des Mäander) einei-
christlichen Seete zur Last fällt und von dem Apostel
Paulus gerügt wird (Coloss. 2, 1831), sodann für die
Lehre von der Obhut der Engel über die Planeten, welche
später auch in der Kirche (wie eben nachgewiesen ist)
Eingang gefunden hat; endlich für die Lehre von der
Harmonie der Sphären, deren Aneignung von Seiten der
Kirchenlehrer bald zur Sprache kommen soll.
Da in diesen Darstellungen für die Planetenhildei-
nur die mathematische Figur gewählt ist, und dieselben
einem ldeenkreise angehören, in welchem das christliche
Dogma (soweit es überhaupt zum Grunde liegt) heidnisch
w
Die Inschrift wird deshalb erwähnt von Hug Einleiß. in's N.
T. Th. II. 2. AuH. S. 392. Vergl. O. Müller in den Gütt. Gel.
Anz. 1830. S. 1438.