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während dem klassischen Alterthum der Gultus der Planeten
fremd geblieben ist. Beides jedoch ist religionsgeschicht-
lieh wohl begründet.
Wie in der ältesten Menschheit auf den ursprüng-
lichen Monotheismus zunächst die Verehrung der Gestirne
gefolgt ist; so ist auch in dem auserwählten Volk, welches
die Verehrung des lebendigen Gottes fortzupflanzen be-
rufen war, dieselbe insbesondere durch Sternendienst,
den es von benachbarten Völkern empfing, unterbrochen
worden. Zumal unter den Königen griff diese Art der
Abgötterei um sich, obwohl im Deuteronomium (4, 19.
17, 3.) ausdrücklich davor gewarnt, selbst Todesstrafe
darauf gesetzt wird: es wurden angebetet Sonne und
Mond und das ganze Heer des Himmels 1), es wurde
ihnen auf den Dächern geräuchert 2). Aber schon zu
Mosis Zeit war ein solcher Abfall vorgekommen: in der
Wüste hatten die lsraeliten dem Dienst der Sonne und
des Saturn, unter den Namen des Moloch, jenes ammoni-
tischen Götzen, und des Kijun oder Remphan, der aus
Aegypten stammt, sich hingegeben; selbst Bilder dieser
Götzen hatten sie sich gemacht. Weshalb ihren Nach-
kommen vorgerückt wird, jene hätten getragen das Zelt
des Moloch und das Gestirn des Remphan 3).
Bei dem Naturdienst der Griechen und Römer, der
in eine tiefere Sphäre, in die den Menschen unmittelbar
umgebende Natur hinabsteigt, kommen die Sterngötter
1) 2. Kün. 17, 16. Jerem. 8, 2.
2) Jerem. 19, 13. Zephan. 1, 5.
a) Nach alter Ueberlieferung bei dem Propheten Amos 5, 26. und
dem Erzmärtyrer Stephanus, Apostelgesch. 7, 43., falls nicht
bei Amos, wo gesagt wird: das Zelt, eures Königs (malkechem)
und Kijun euer Götzenbild, beide identisch sind.