Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Es sind also diese seligen Lenker nicht unmittelbar den 
Planeten gegenwärtig; sondern denkend bewegen sie die- 
Selben,  wie eine Canzone Dante's beginnt: 
Die denkend ihr bewegt des Himmels dritten 1); 
wozu er sich ausdrücklich dagegen verwahrt, dass dies 
körperlich, durch Anstoss einer Kraft erfolge 2).  Wiederum 
im Gegensatz gegen die platonische Lehre von der Be- 
Seelung der Welt stellt Johann Gerson in einer Schrift 
vom J. 1419 die Behauptung auf 3), dass die Engel oder 
Intelligenzen den Himmel mit seinen Gestirnen und Planeten 
nicht beseelen, sondern regieren nach Gottes Willen. 
Von dieser Vorstellung hat auch die Kunst des spä- 
tern Mittelalters Gebrauch gemacht (weshalb ich in diesem 
Zusammenhang soweit darauf eingegangen hin): solche 
Kunstvorstellungen sind früher schon berührt4), sie werden 
alsbald noch weiter zur Sprache kommen. 
4. Kehren wir nun aber zu der heidnischen Be- 
nennung der Himmelskörper zurück; so ist in den letztern 
Fällen von einem realen Verhältniss zu den heidnischen 
Gottheiten, deren Namen sie tragen, nicht mehr die Rede. 
Wenn gleichwohl einst versucht ist, die objective Geltung 
dieser Namen durch die Behauptung zu schützen, dass 
Gott selbst sie am Anfang der Welt gegeben habe; so 
ist das ein Einfall, der von Philastrius 5) um d. J. 370 
sogar für Häresie erklärt wird: das Wahre ist nach ihm, 
dass menschlicher Wahn die Namen gegeben, als deren 
Urheber er den Hermes Trismegistos nennt. Da man 
aber trotzdem derselben sich fernerhin nicht erwehren 
l) D. i. den Himmel der Venus. Dante selbst führt diesen Vers 
an Parad. VIII, 37. 
2) D-ante Conv. (II, 2. S. 46.) II, 6. S. 58. 
J) Gerson Trilog. astrol. theolog. Propos. 13. Opp. T. I. p. 194 c. 
4) Oben S. 146. 173. 179. 
1') Philastr. Haares. CXII. p. 231 sqq. ed. Fabric. 

	        
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