Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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und zwar werde das geschehn, wenn die Sterne vom 
Himmel fallen werden (Matth. 24, 29.) bei der Wieder- 
kunft des Herrn 1). 
Im Wesentlichen ist diese Ansicht auf das lateinische 
Mittelalter übergegangen. Innerhalb des theologischen 
Systems hat Thomas von Aquino  1274) sie festge- 
stellt bei Erörterung jener Frage von der Beseelung der 
Gestirneir). Er findet in der Sache wenig oder gar 
keinen Unterschied zwischen denen, welche die Himmels- 
körper für beseelt und welche sie für unbeseelt halten, 
sondern nur im Ausdruck; doch erklärt er sich mit Be- 
rufung auf Johannes Damascenus gegen die erstere An- 
nahme. Andererseits will er die Bewegung der Himmels- 
körper nicht für eine bloss von Natur erfolgende, wie 
bei schweren und leichten Körpern, angesehen wissen, 
weil jede natürliche Bewegung zur Ruhe kommt, was 
bei jenen Körpern nicht der Fall ist. Er schliesst also, 
dass es geistige Wesen (substantiae spirituales) sind, von 
denen die Bewegung der Himmelskörper abhängt,  das 
heisst Engel, welche mit diesem Dienst beauftragt sind, 
ähnlich wie die Engel, denen der Schutz der Menschen 
obliegt 3).  Demnächst haben die Dichter dieser Lehre 
sich hemächtigt. Sie ist aufgenommen im Renner des 
Hugo von Trimberg (vom J. 1300) 4): 
seit ein iglicb Stern hat 
einen enge], d' in an die stat 
weiset, do er hin so] gen; 
 Ibid. Lib. II. p. 150. d. e. Lib. IX. p. 312. a.  p. 312. b. 
2) Thom. Aquin. Summ. Lheol. P. I. qu. 70. an. 3. Opp. ed. 
Ven. T. XX. p. 390. 
3) Id. Quaest. disput. D0 spirit. creat. art. VI. Opp. T. XV. p. 328. 
ad 3. et 2. 
4) Hugo von Trimburg Der Renner v..10984-86. Vergl. 
Jac. Grimm Deutsche Mythol. 2. Ausg. S. 684.  
Pipcr, Mylhol 
chr. 
Kunst. 
14
	        
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