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zu Constantinopel fügsam, das Anatheina auszusprechen
unter anderm wider die, welche behaupteten: Sonne, Mond
und Sterne wären auch in der Zahl der Vernünftigen
gewesen und durch Verschlimmerung erst das geworden,
was sie jetzt sind 1): das ist jedoch wahrscheinlich
nicht das fünfte allgemeine Concil vom J. 553 (dem man
häufig die Verdammung des Origenes beigemessen hat),
sondern eine vorher zu Constantinopel abgehaltene sogen.
einheimische Synode 2). S0 blieb denn diese Lehre in
der griechischen Kirche, wie namentlich bei Johannes
Damascenus im achten Jahrhundert, verworfen 3).
3. Hiernach scheint nur die Annahme übrig zu bleiben,
dass die Himmelskörper eine leblose Masse seien. Man
vermochte jedoch unter einer solchen Voraussetzung in
der Mechanik des Himmels sich nicht zu finden. Da
man für die scheinbar so verwickelten Bewegungen der
Planeten das einfache Grundgesetz nicht kannte, so ward
man immer wieder auf eine individuelle vernünftige
Ursache derselben zurückgeführt. Und es ergab sich für
jene Ansieht von der Beseelung der Gestirne eine Modi-
fieation, welche in der That allgemeinere Anerkennung
gefunden und bis in die neuere Zeit gegolten hat.
Eine Hinleitung dazu findet sich schon bei Augustinus
430), der die Streitfrage sehr deutlich bezeichnet 4).
„Es pflegt die Frage aufgeworfen zu werden, sagt er,
ob Sonne, Mond und die andern Sterne bloss Körper
Can. 3. contr. Origcn. bei Mansi I. c. p. 396. c. d. Walch
Hist. der Katz. Th. VII. S. 640.
2) Walch a. a. O. Th. VII. S. 671. Th. VIII. S. 290.
3) Joh. Damasc. De orthod. Iid. Lib. II. c. 6.
4) Augustin. De Genesi ad IimLib. II. c. 18. S. 38. Opp. T. Ill.
p. 110. Diese Stelle hat Isidorus aufgenommen, De nat. rerum
c. 27. Opp. T. VII. p. 41.