Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Worauf Aristoteles 1), ohne den Begriff der bewegenden 
Seele für die Sterne zuzulassen, die Bestimmung giebt, 
dass jede der Planetensphären von einer ersten Ursache, 
die selbst unbewegt und ewig' sei, bewegt werde,  
welchen Bewegern er auch den Namen Götter zugesteht.  
Hiernäehst ging jene Vorstellung auf die jüdische Theo- 
sophie über; nach Philo sind die Gestirne nicht allein 
belebt und beseelt, sondern auch geistige Wesen von 
vollkommener Reinheit 2), sogar göttlicher Art: sie heissen 
nicht allein Statthalter Gottes, sondern selbst sichtbare 
Götter (äeol aßaäqzoi, im Gegensatz gegen die unsicht- 
baren göttlichen Kräfte, die {feoi dqiaverg) 3), die aber 
nicht göttlich zu verehren sind. 
Jedoch zu einer göttlichen Verehrung der Planeten- 
geister verirrten sich selbst unter den ersten Christen 
gewisse Partheien, Anhänger der häretischen Gnosis, von 
denen alsbald bei der Kunstvorstellung (im zweiten Ab- 
schnitt dieses 5.) die Rede sein soll. 
Unter den Kirehenlehrern aber wird die Vorstellung 
von der Beseelung der Gestirne, nachdem Justin der Mär- 
tyrer 4) sie abgelehnt, hingegen Tatianus 5') sie, wie über- 
haupt die Beseelung der Natur, anerkannt hatte, vornehmlich 
 Aristotel. Metaph. Lib. XI. c. 8. p. 1073. col. 1. lin. 30-36. 
Vergl. Krische a. a. O. S. 286 f. 300-305. 
2) Philo Quod a deo mittantur somnia Lib. I. ed. Mangey V01. I. 
p. 641, 27. De mundi opiüc. S. 24. Ibid. p. 17, 7-11:  .  
39242010; naurög (Zumidexro; zazoü. 
3) Philo de mundi opific. S. 7. p. 6, 16. Vergl. J. G. Müller 
Philo's Buch von der Weltschöpfung S. 56. 170. 
4) In seiner sechsfachen Eintheilung aller Creaturen rechnet er die 
Sterne, gleich den Winden und dem Wasser, zu denen, welche 
Bewegung, aber weder Vernunft noch Empfindung haben, J us- 
tin. M. Fragm. Comment. in llexaem. in Grabe Spicileg. T. II. 
p. 195. 
b) Tatian. Orat. ad Graec. c. 20.
	        
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