202
dieser den der Venus trage, so faste derselbe (d. h. ent-
halte er sich) von dem Leben der Habsucht und der
Genusssucht, von denen alle Laster erzeugt würden."
S0 wird also dieses Fasten für die tiefere christliche Er-
kenntniss aus der Leiblichkeit in die Innerlichkeit, aus
der Besonderheit- in das Ganze der Gesinnung hinüber-
genommen und dieselbe bestimmt im Gegensatz gegen
die Laster, welche durch jene Götzen repräsentirt werden,
von denen diese Tage den Namen haben.
2. Eine entgegengesetzte Ansicht findet sich bei
Origenes 254), dem grossen Schüler des Clemens, die
sich auch an einen Mythus des heidnischen Alterthums,
aber von speculativer Art, anschloss.
Schon in den ältern philosophischen Schulen waren
die Sterne für Götter erklärt, namentlich von dem Anaxi-
mander 1), obwohl nur in Anbequemung an die volks-
thümlichen Vorstellungen, von dem Alkmäon 2) aber im
Zusammenhang des pythagoreisehen Systems, weil sie ewig
und im Kreise sich bewegen. Plato nun trug seine Lehre
von der Welt in mythischer Gestalt vor 3): der Vater
des Alls habe unmittelbar als seine Untergötter die Sterne
hervorgebracht, von denen dann alle übrige Creatur ge-
bildet sei (vergl. Th. I. S. 107.); aber auch abgesehn von
solcher Einkleidung findet er den Grund der himmlischen
Bewegungen darin, dass die Sterne beseelt sind, sei es
dass die Seelen in den Himmelskörpern, gleichwie in den
menschlichen, wohnen oder sonst wie auf sie wirken 4).
Plut. Placit. philos. I, 7. Cic. Nat. deor. I, 10. S. 25.
2) Aristotel. De anim. I, 2. S. 17. p. 405, a. ed. Acad. Boruss.
Cic. l. c. c. 11. g. 27. Glem. Alex. Protrept. c. 5. p. 57 sq.
Vergl. Krisch e Die theolog. Lehren der griech. Denker S. '75 f.
3') Plat. Tim. p. 38. 41.
4) Plat. De legib. Lib. X. p. 898. d--899. b. Vergl. Krische
a. a. O. S. 199.