Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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dieser den der Venus trage, so faste derselbe (d. h. ent- 
halte er sich) von dem Leben der Habsucht und der 
Genusssucht, von denen alle Laster erzeugt würden." 
S0 wird also dieses Fasten für die tiefere christliche Er- 
kenntniss aus der Leiblichkeit in die Innerlichkeit, aus 
der Besonderheit- in das Ganze der Gesinnung hinüber- 
genommen und dieselbe bestimmt im Gegensatz gegen 
die Laster, welche durch jene Götzen repräsentirt werden, 
von denen diese Tage den Namen haben. 
2. Eine entgegengesetzte Ansicht findet sich bei 
Origenes  254), dem grossen Schüler des Clemens, die 
sich auch an einen Mythus des heidnischen Alterthums, 
aber von speculativer Art, anschloss. 
Schon in den ältern philosophischen Schulen waren 
die Sterne für Götter erklärt, namentlich von dem Anaxi- 
mander 1), obwohl nur in Anbequemung an die volks- 
thümlichen Vorstellungen, von dem Alkmäon 2) aber im 
Zusammenhang des pythagoreisehen Systems, weil sie ewig 
und im Kreise sich bewegen. Plato nun trug seine Lehre 
von der Welt in mythischer Gestalt vor 3): der Vater 
des Alls habe unmittelbar als seine Untergötter die Sterne 
hervorgebracht, von denen dann alle übrige Creatur ge- 
bildet sei (vergl. Th. I. S. 107.); aber auch abgesehn von 
solcher Einkleidung findet er den Grund der himmlischen 
Bewegungen darin, dass die Sterne beseelt sind, sei es 
dass die Seelen in den Himmelskörpern, gleichwie in den 
menschlichen, wohnen oder sonst wie auf sie wirken 4). 
 Plut. Placit. philos. I, 7. Cic. Nat. deor. I, 10. S. 25. 
2) Aristotel. De anim. I, 2. S. 17. p. 405, a. ed. Acad. Boruss. 
Cic. l. c. c. 11. g. 27. Glem. Alex. Protrept. c. 5. p. 57 sq. 
Vergl. Krisch e Die theolog. Lehren der griech. Denker S. '75 f. 
3') Plat. Tim. p. 38. 41. 
4) Plat. De legib. Lib. X. p. 898. d--899. b. Vergl. Krische 
a. a. O. S. 199.
	        
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