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die Wirkungen derselben in's Auge fasst. Annahmen
der einen wie der andern Art sind aus dem Alterthum
in die christliche Kirche übergegangen: es hat einestheils
astrologischer Wahn das ganze Mittelalter hindurch bis
weit in die neuere Zeit geherrscht, anderntheils führen
noch heute die Himmelskörper unseres Sonnensystems
wie die des Fixsternhimlnels ihre mythischen Namen.
Auch für die christliche Kunst, zumal des spätern
Mittelalters sind diese Namen maassgebend geworden,
indem sie insbesondere die Planeten in Göttergestalt vor
Augen stellte. Wogegen die astrologischen Darstellungen,
sofern die mathematische Figur für sie ausreichte, an der
Kunst kaum Antheil haben; oder, wenn sie auch künst-
lerisch ausgeführt sind, andere mythologische Motive, als
eben in den Planetentiguren, nicht darbieten. Daher werden
die Denkmäler dieser Klasse entweder nur um die Grenzen
der Kunst zu bezeichnen oder um dieser Figuren willen
weiterhin zu erwähnen sein, ohne dass hier auf die
Geschichte jenes Aberglaubens einzugehen ist.
Aber über die Ansichten von dem Wesen und den
Namen der Planeten werden wir uns zu orientiren haben
bevor wir zu den Kunstvorstellungen derselben übergehen.
Worauf zum Schluss ein geschichtlicher Ueberblick über
die Lehre von der Harmonie der Sphären folgen soll,
welche nicht minder ein künstlerisches Interesse in An-
spruch nimmt.
Natur
und
Namen
der
Planeten.
Man war im christlichen Alterthum um so mehr
veranlasst, auf diese Namen zu achten, da von dem
planetarischen Götterkreis auch die Tage der Woche
ihre Namen erhielten: ursprünglich in astrologischem
Sinn, dass jeder Tag unter der Herrschaft des betreffen-