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zont aber die aufbrechende Bosenknospe des Tages, einzelne
Segel ziehen schon auf dem Meere einher. Nächst diesen
Frescomalereien sind noch zwei Staffeleigemälde in der
K. Gallerie zu Berlin zu bemerken; von Nicolas Poussin
Helios und Phaeton (n. 478.): der Sonnengott, bekränzt,
mit der Linken auf die Leier gestützt, thront vom Thier-
kreise umgeben auf Wolken, Phaeton vor ihm knieend
zeigt gegenüber nach dem Gegenstand seiner Bitte, dem
Sonnenwagen, neben dem man zwei Horen erblickt, von
denen eine beschäftigt ist, ein Sonnenross anzuschirren.
Und von Tintoretto Luna dem Morgenlichte entgegen
an's Ziel ihres nächtlichen Weges gelangend (n. 310):
sie erscheint mit der Sichel auf dem Haupt, mit Köcher
und Pfeil in den Händen, auf einem prächtigen Wagen,
umgeben von drei Horen, von denen die vorderste Peitsche
und Zügel gefasst hält (das Gespann selbst ist im Bilde
nicht sichtbar).
Dagegen ordnet sich die Darstellung des Sonnengottes
oder vielmehr seines Aufgangs einem symbolischen Ge-
danken und einer persönlichen Anwendung unter, wie
sie ausgeführt ist auf einer Medaille auf die Thronbe-
Steigung Philipp's II. von Spanien vom J. 1555 l). Die-
selbe zeigt den Helios auf einer Quadriga, darunter das
Meer, mit der Aufschrift: Iam illustrabit omnia; dazu
ist von der Vorderseite als Subject zu verstehen Philippus
Rex, der als die neuaufgehende Sonne seines Reichs hier
gefeiert wird: wie schon auf einer Medaille zu Ehren
seines Vaters KarPs V. vom J. 15412) zu lesen ist: quod
in celis S01, hoc in terra Caesar est. In denselben Kreis
von Schmeicheleien gehört es, dass auf einer andern Me-
l] Ein Exemplar (in vergoldeter Bronze) in der K. Sammlung zu
Berlin. Auch in der Reichelschen Münzsalnnll. in Petersburg
Th.VIII. S. 27. n. 155. vergl. S. 29. n. 163.
2) Reichelsche Münzsalnml. in Petersb. Th. Vlll. S. 26. n. 150.