Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Strahlen gezeichnet ist, in einem colorirten Holzschnitt 
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts 1),  wogegen das 
Gemälde des Bogier von Brügge (sonst dem Memling 
zugeschrieben) die aufgehende Sonne, die nur als Scheibe 
erscheint, in ihrentWirkuxigen schildert, nehmlich den 
Glanz, der in das Dunkel der Uferfelsen des Vorgrundes 
hereinleuchtet 2); und das Gemälde von Memling oder 
Vielmehr von einem Schüler desselben (1484) in der Ge- 
mäldesammlung der Akademie zu Brügge 3) im Hintergrund 
ein sanftes Morgenroth zeigt, welches den Strom, der von 
(lunkeln, schattigen Felsenmassen eingeschlossen ist, heller 
beleuchtet. 
4. Gegenüber diesen biblischen Scenen, in denen 
die Personification von Sonne und Mond verschwindet, 
tritt dieselbe seit dem 15. Jahrhundert entschieden, auch 
mit voller mythologischer Ausstattung, hervor im Gebiet 
der profanen Kunst, welche in dieser Zeit zur selbständigen 
Entwickelung kommt und mit Vorliebe die Ideen des 
klassischen Alterthums zur Darstellung bringt. 
Vor allem gab dazu Veranlassung die Vorstellung 
sämmtlicher Planeten, unter denen auch der Sonnengott 
und die Mondgöttin ihre Stelle haben. Da von diesen 
Planetenfolgen später besonders die Rede sein wird (S. 48), 
S0 sei hier nur erwähnt, dass daselbst Sonne und Mond, 
gleichwie die übrigen Planeten, in zwiefacher Art dar- 
gestellt wurden. Theils nehmlich erscheinen sie zu Wagen, 
der Sonnengott von vier Pferden, die Mondgöttin von 
zwei Mädchen gezogen, wie in den Zeichnungen von 
Sandro Botticelli (1465), oder ohne Wagen, stehend, 
nackt, der Sol mit der Sonne, die Luna mit dem Halb- 
1) In der Grossherzogl. Kunstsamml. zu Weimar. 
z) Kugl er Handb. der Gesch. der Malerei von Burckh. Bd. II. S. 124. 
a) Schnaase Niederl. Briefe S. 345. Kugler a. a. O. S. 131. 
Piper, MY" 
Symbol 
Kunst. 
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