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Wie bei der Kreuzigung, sind dieselben Figuren ein-
mal auch bei der Kreuzabnahme und der Beweinung Christi
angebracht, aber zu einer Zeit, als sie bei der erstern
kaum noch üblich waren, also wohl nach ältern Vor-
bildern derselben. Jenes ist ein Gemälde des Vasari vom
J- 1542, Christus vom Kreuz genommen und zu Füssen
der Madonna niedergelegt 1): in der Landschaft herrscht
Finsterniss, einige Felsblöcke liegen vom Erdbeben ver-
Sireut umher und die todten Leiber einiger Heiligen
steigen auf; in der Luft aber sieht man Phöbus, der
die Sonne, und Diana, die den Mond verhüllt. Das
andere Werk ist ein Hochrelief von Sandstein vom
.l. 1526 in der Dorfkirche zu Maidbrunn unweit Würz-
burg, eine reiche Composition des trefflichen Würzburger
Meisters Tillmann Riemenschneider, der jüngst erst der
Vergessenheit entzogen ist 2). -Im Hintergrunde sind noch
die drei Kreuze sichtbar; im Vordergrunde erblickt man
den Leichnam Christi, um welchen Joseph von Arimathia
und Maria beschäftigt sind, umher sieben Personen, Jünger
und heilige Frauen: am obern Rande des Bildes aber
erscheinen die beiden Himmelskörper als Gesichter, die
Sonne von vorne mit einem Nimbus, der von lockigen
Strahlen erfüllt ist, der Mond in Profil, umschlossen von
der Sichel in Gestalt des abnehmenden Mondes.
3. Zu jenen Hauptepochen der heiligen Geschichte
kommen nocheinige seltenere Scenen mit Christus oder
Maria in der Herrlichkeit, in denen auch Sonne und Mond
entweder beide als Gesichter oder nur die Sonne so ge-
staltet, der Mond aber als Sichel vorgestellt sind.
in der Sundine, Unterhaltungsblatt für Neuvorponlmem u. Rügen.
1837. S. 299.
Vasari Leben der Maler Th. VI. S. 252.
L. Becker Leben und Werke des Bildhauers Tillm. Riemen-
schneider. Leipz. 1849. S. 17. mit Abbild.