Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Gebetbuch (Horae) ebenfalls zu Heidelberg 1) aus dem 
Anfang  so wie in einer Handschrift des Erzbischofs 
von Rheiins im Kabinet de Bruges 2) aus der Mitte und 
in einem Gebetbuch (Livre d'heures) im Museum Cluny 
zu Paris 3) aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.  Statt 
der Figuren von Sonne und Mond endlich wird auch die 
wirkliche Naturerscheinung, an welche diese nur erinnern, 
nehmlich die Verlinsterung an der Sonne beim Tode Christi 
in die Scene eingeführt durch eine landschaftliche Auf- 
fassung derselben 4),  obwohl im Allgemeinen wie früher 
der Goldgrund, so später ein heller Farbentoil in den Gemäl- 
den der Kreuzigung verwaltet. Solässt aber ein Miniaturbild 
der Kreuzigung in dem Gebetbuch der Anna von Bretagne 
aus dem Ende dieses Jahrhunderts 5) die Finsterniss herein- 
gebrochen sein und am Himmel viele mit kleinen goldenen 
Punkten gemachte Sterne schimmern, wodurch dasselbe 
eine ganz eigene, melancholische Wirkung hervorbringt. 
Und in zwei Gemälden der Kreuzigung von Hans Baldung 
 Schrank 9? Bl. 160. a. 
2) Abgebild. bei du Sommerard Les arts du moyen äge. Atlas. 
Chap. VIII. Pl. II. 
3] Ibid. Pl. IV. Und zwar auf dem Titel des Buchs: die Sonne 
als Scheibe, der Mond als Sichel, beide mit Strahlen. Noch 
einmal in dem Buch ist ein Bild der Kreuzigung, wobei die 
Sonne nicht recht erkennbar ist, der Mond als Sichel erscheint, 
abgebild. ibid. Album. Ser. I. Pl. XXXVI. 
4) Zwischen diesen verschiedenartigen Darstellungen steht ein Ge- 
mälde der niederländischen Schule, in der K. Gallerie zu Berlin 
n. 1204., worin links vom Gekreuzigten die Sonne angegeben 
ist als eine goldene Scheibe, in rothem Gewölk, von Finster- 
niss eingehüllt,  auf der andern Seite des Kreuzes ist es 
helle; der Mond ist gar nicht angedeutet. 
5) In der K. Bibl. zu Paris, Waagen Kunstw. u. Künstler in 
Paris S. 381.
	        
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