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vom J. 13831), wo dem schlafenden Joseph gegenüber
in einem blauen Kreisausschnitt mit goldenen Sternen
Sonne und Mond als Gesichter en face erscheinen, die
Sonne golden, ringsum mit rothen Strahlen, der Mond
braun, seitwärts mit Andeutung der Sichel 2). Wiederum
in ihrer natürlichen Gestalt zeigen sie sich, die Sonne
als eine Scheibe mit Strahlen, der Mond als eine Sichel,
in den Loggiengemälden von Raphael, in denen oberhalb
Josephs und seiner Brüder, denen er den Traum erzählt,
in einem Rund Sonne, Mond und eilf Sterne und Joseph
zwischen ihnen stehend vorgestellt sind 3).
2. Dass bei der Kreuzigung Sonne und Mond noch
ferner dargestellt wurden, ersieht man zuvörderst aus
einer Aeusserung des Durandus 4) um die Mitte des 13.
Jahrhunderts. Daraus erhellt aber auch, dass solches
nicht mehr Regel ist. Und das bestätigen eine ganze
Anzahl Denkmäler jener Zeit, namentlich die Kreuzigung
von Giunta Pisano in S. Francesco zu Assisi vom J. 1236 5),
worin man an derselben Stelle, wo sonst Sonne und Mond
erscheinen, neben den Kreuzesarmen Maria und Johannes
erblickt, ein Frescobild in der Kapelle S. Silvestro zu
l) Cod. bibl. in fol. n. 5. Bl. 38. a.
2) Aehnlich wie im Paradiese die Thiere dem Menschen vorgeführt
werden, dass er ihnen Namen gebe, zeigt eine Miniaturmalerei
um 1480 alle Creaturen vor dem Aristoteles versammelt, der
Sein Buch von den Thieren schreibt, in einer lateinischen Hdschr.
des aristotelischen Buchs von den Thieren in der vatic. Biblio-
thek, abgebild. bei d'Agincourt Pitture Tamrtxxvi, 2;
da sind Sonne und Mond nur als strahlende Scheibe und Sichel
vorgestellt, denn es kommt daselbst streng auf Naturwahrheit an.
a) Abgebild. bei Pistolesi Il Vaticano descr. Vol. VIII. Tav. XXIX.
4) Durand. Rationar. div. oflic. Lib. I. c. 3. Q. 7: quandoque in
ipsa cruce Sol et Luna quasi eclypsim patientia depinguntur.
5) Abgebild. bei d'Agincourt Pitt. Tav. CII, 4. Bosini Storia
della Pittura Italiana. Pisa, 1839. Tav. in fol. Tav. III. Copie in
der Rambouxschen Samml. in Düsseldorf.