176
ihn, worin Sonne, Mond und Sterne, die Sonne gelb,
ein Gesicht von vorne mit Strahlen, der Mond weiss, ein
Profilgesicht in einer Sichel. Ganz dieselbe Gestalt haben
sie in einem handschriftlichen Psalterium vom J. 1495 in
der Stadtbibliothek zu Augsburg Y), welches zu dem Hym-
nus: Conditor alme siderum Gott Vater zeigt, der seine
Rechte gegen den Himmel ausstreckt, das ist ein Kreis-
absehnitt mit Sonne, Mond und Sternen. Wiederum sind
beide en face (oder vielmehr das Mondgesicht nur
die Sonne mit Strahlen, der Mond mit der Sichel zur Seite,
vorgestellt in einer das ganze Schöpfungswerk umfassen-
den Initiale 2) der sogen. fünften deutschen Bibel, gedruckt
zu Augsburg (bei Günther Zainer) wahrscheinlich vor
1473, sowie in einer Bandzeichnungr zur Erläuterung"
des vierten Schöpfungstages in den Gebetbüchern (Horae,
Heures), gedruckt zu Paris bei Thielman Kerver seit
Anfang des 16. Jahrhunderts 3).
In der klassischen Darstellung des vierten Schöpfungs-
tages aber von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle,
so wie nach der Composition von Raphael in den Loggien
des Vatiea114) sind die beiden Himmelskörper nur nach
ihrer mathematischen Figur, als Scheiben vorgestellt.
Bl. 161. a. Vergl. Mezger Augsburgs Aelteste Denlun. und
F0rmscbneiderurbeilen S. 3. Anm. n. 24.
2] Abgebild. bei Dibdin Bibl. Spencer. Vol. I. p. 48.
1') Ilorae d. virg. Mariae sec. veruln usum Roman. 1510. (ein
Exempl. in der Peter-Levenschen Samml. zu Köln.) Bl. C. III.
vers. und Horae b. Mariae virg. ad usum fratrum Praedicatornm.
1542. (ein Exempl. in der II. Bibl. zu Berlin) Bl. C. VII. rect.
In derselben Gestalt erscheinen Sonne und Mond in der voran-
geschickten Kalendertafel, in dem letztem Buch Bl. A. ll. rvvt.
4) Abgebild. bei Pismolesi II Vatic. descr. Vol. VIII. Tav. Cl.
IV. In der erstern Darstellung sind die beiden Scheiben durch
den Band des Bildes halb abgeschnitten; in der andern sind sie
ganz sichtbar.