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dem Mantel Kaiser l-leinrieh's II., ehemals im Dom zu
Bamberg 1), erscheinen sie sogar in ganzer Figur zu
Wagen, den thronenden Christus umgehend. Aber nur
als Gesichter sind sie in derselben Umgebung auf den
Korssunschen Thüren zu Nowgorod zu Ende des 12. Jahr-
hunderts 2) gebildet.
Seit
dem
dreizehnten
Jahrhundert.
lm Laufe des 13. Jahrhunderts geht für biblische
Scenen die persönliche Darstellung von Sonne und Mond
zu Ende. Wohl aber erscheinen sie statt dessen in der
Hand von Engeln oder Genien. Sonst bleibt für sie selbst
nur die Andeutung des Gesichts übrig; oder es tritt die
rein mathematische Figur, Scheibe und Sichel, ein.
In nicht biblischen Compositionen hingegen kommen zu
Ausgang des Mittelalters, zumal im Laufe des 16. Jahr-
hunderts, mit der Einführung mythologischer Motive in
die christliche Kunst überhaupt die mythologischen Figuren
der beiden andern Himmelskörper wieder zur Geltung.
Die biblischen Ereignisse aber, in denen Sonne und
Mond angebracht werden, sind wiederum vorzugsweise
die Epochen der Weltschöpfung sowie der Kreuzigung
und zuweilen des jüngsten Gerichts.
l. Von besonderem Interesse ist die Darstellung des
Weltschöpfers nebst Sonne und Mond, dem Werk des
vierten Tages, am Nordportal der Kathedrale zu Chartres 3),
in seiner Einfachheit eines der anmuthigsten und geist-
1) S. oben S. 143.
2) Adelung Die Korssunschen Thüren in der Kathedralk. in Now-
gorod S. 37. vergl. S. '74 f. Taf. I. n. 25. Vergl. die Rec.
dieses Werks von Büsching im Hermes 1827. Bd. XXVIII. S. 86.
3) Didron Annal. archöol. T. IX. p. 175-177. 182. mit Abbild.
p. 176.