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eine Scheibe sehen lässt, einerseits die volle Sonnenscheibe,
andrerseits eine Scheibe, aus der ein Kreisstück, die Mond-
sichel, ausgeschnitten ist. Ferner von Metall finden sich
auf dem Deckel eines Evangeliarium des 12. Jahrhunderts
zu Bamberg 1) als Fragmente eines Bildwerks zwei Ge-
sichter, das eine vergoldet mit Strahlen, das andere silbern
mit goldener Sichel nebst zahlreichen Sternen, die
ohne Zweifel zu einem Crucitix gehört haben, welches
verloren gegangen ist: die Spuren der Stifte, womit die
Reliefs befestigt waren, sind noch sichtbar. Hierher ge-
hört auch ein hölzernes oder elfenbeinernes Semanterion
(ein Instrument, welches bei den Griechen die Stelle der
Glocken vertritt), das nur durch eine Abbildung bekannt
ist 2), ohne dass der Aufbewahrungsort angegeben wäre:
Sonne und Mond sind dort ebenfalls als Köpfe vorgestellt,
der letztere mit der Sichel.
Mit dem dreizehnten Jaltrhundert tritt ein Wendepunkt
ein, da seitdem Sonne und Mond, wenn überhaupt menschen-
ähnlich, fast nur noch als Gesichter erscheinen. Die
Uebergangszeit erkennt man zumal an_den Glasmalereien
der Kathedrale zu Bourges aus dem Anfang des 13. Jahr-
hunderts, in denen die Kreuzigung dreimal vorgestellt
ist: das einemal 3) erscheinen Sonne und Mond als Ge-
sichter in Halbkreisen, das eine von vorne, das andere in
Profil, das anderemal4) nur in mathematischer Form,
die Sonne als eine schwarze Scheibe mit rothen Flämm-
chen, der Mond als eine weisse Scheibe mit Andeutung
der Sichel: in beiden Fällen ist der Gekreuzigte mit vier
1) N0. 281. in fol. vergl. Jaeck a. a. O. S. XVI.
2) Passeri In monum. s. eburn. a Gorio ad quartam Thes. di-
ptych. partem reservata Exposit. p. 30 sqq. Tab. X.
3) Martin e: Ca hier Monogr. delancathädndeßourges P. I. PI. VI.
4) Ibid. Pl. I. und bei Crosnier im Bulletin monum. par de Cau-
mont Vol. XIV. p. 162.