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rechts Luna angebracht als Brustbilder, jener durch goldene
Strahlen, diese durch eine rothe Sichel bezeichnet.
Grössere Dimensionen haben die andern Malereien, von
denen die drei ersten einander nahe verwandt sind. Zuerst
am Eingang eines Evangeliarium aus der Mitte des 9. Jahr-
hunderts zu Paris 1): Sonne und Mond erscheinen als Köpfe
in Runden; links die Sonne roth mit einer Strahlenkrone,
rechts der Mond grau mit einer Sichel. Sodann in einem
Missale von Metz aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrh.
zu Paris 2), ein Gemälde, welches ein grosses T (Te igitur)
bildet, wobei S01 und Luna wiederum als Brustbilder er-
scheinen, die letztere ein Tuch vor's Gesicht haltend.
Von besonderem Interesse endlich sind noch zwei ein-
heimische Denkmäler: erstens die altdeutsche Evangelien-
harmonie des Otfrid in Wien 3), eine Handschrift aus
der Zeit des Verfassers selbst, um 870, welche zu An-
fang des fünften Buchs das Bild des Gekreuzigten ent-
hält 4) mit den wohlausgeführten Brustbildern der Sonne
und des Mondes: der Kopf des Sol ist mit Lichtzacken
umgeben, die Luna hat über sich die Sichel, beide halten
sich ein Tuch vor das Antlitz. Sodann das Psalterium
eines Königs Ludwig in der K. Bibliothek zu Berlin 5),
l) Abgebild. bei Bastard a.a. O. (Livr.V.) Pl. 116. Ein Facsimile
ist in der christl. archäolog. Kunstsamml. der Univ. zu Berlin.
2) Abgebild. ebendas. (Livr. IX.) Pl. 125."
3] Ms. n. 2687. (bei Hoffmann Verzeichn. der altd. I-Iandschr.
der Hofbibl. zu Wien n. I.)
4) Abgebild. bei Schilter Thesaur. antiq. Teuton. T. I. zu p. 316.
und Kollar Analect. Vindob. T. I. p. 675; erwähnt von Fio-
rillo Gesch. der zeichnenden Künste in Deutschland Bd. I.
S. 50.
5') Cod. theol. lat. in fol. n. 58. Nach Wilken Gesch. der K.
Bibl. zu Berlin S. 220. ist die Handschrift "für König Ludwig
den Deutschen (im 9. Jahrh.) geschrieben." Damit stimmt der
jetzige Oberbibliothekar Herr G. B. Dr. Per tz überein, indem er