Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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des Hortus deliciarium der Herrad von Landsperg S01 
mit seiner in den Kreis der Sonnenscheibe hineinge- 
zeichneten Hand sich das thränende Auge wischt, und 
ebenso S01 und Luna bei der Kreuzabnahme auf denn 
Exterstein.  
Eigenthümlich ist ein Motiv, welches in einem Psal- 
terium des 9. Jahrhunderts zu Berlin angewandt ist, dass 
beide Himmelskörper, während sie mit der einen Hand 
das Gesicht bedecken, in der andern ein leeres Horn 
halten, die Sonne ein gelbes, der Mond ein grünes,  
nicht in der Art, wie sie auch sonst ein Füllhorn tragen, 
aufwärts gerichtet und an die Schulter gelehnt, sondern 
gesenkt, als wollten sie es über den leidenden Erlöser 
ausgiessen. 
Wir wollen nun um des hesondern Interesse willen, 
welches die Personification von Sonne und Mond in den 
älteren Denkmälern der Kreuzigung erweckt, zuerst die 
aus dem 9. Jahrhundert zusammenfassen, dann die vom 
10-12. Jahrhundert verfolgen, endlich den Uebergang 
in's 13. Jahrhundert berühren, in welchem jene Vor- 
stellung sich verliert. 
Aus dem 9. Jahrhundert lassen sich fünf Miniatur- 
hilder und vier Sculpturwerke nachweisen. 
Das erste Miniaturhild ist in einem Sacramentarium 
von Metz aus der ersten Hälfte des 9. Jahrh. in der K. 
Bibliothek zu Paris I), in welchem eine Initiale O mit 
der Darstellung der Kreuzigung geziert ist. Darüber 
sind, aber nicht wie gewöhnlich unmittelbar über den 
Kreuzesarmen, sondern oben am Bande des O, links Sol, 
 Geschrieben für Drogen Bisch. von Metz, Sohn Kaiser KarVs 
d. Gr. Das kleine Miniaturbild ist wiedergegeben bei Bastard 
Yeiut. et ornem. des manusc. Mss. Franq. (Livr. IX.) Pl. 53. 
Dies Bild scheint auch gemeint von Didron lconogr. chrel. 
p. 88. nur.
	        
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