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eine Sichel, beide weiss in einer schwarzen Scheibe, ge-
bildet sind. Desgleichen ist die Sonne als Stern, der
Mond als Sichel vorgestellt auf dem Elfenbeindeckel eines
Evangeliarium aus dem 10. Jahrhundert in der K. Biblio-
thek zu Berlin 1). Wogegen die Fresken in S. Paolo
f. le mura zu Rom, nach griechischen Vorbildern vielleicht
im H. Jahrhundert ausgeführt 2), den Mond zwar als
einen Kreis, in dem eine Sichel ausgeschnitten ist, zeigen,
aber die Sonne in einem gleich grossen Kreise als eine
menschliche Gestalt in halber Figur, das Haupt, welches
sie mit der Hand stützt, von Lichtzacken umgeben.
Die herrschende Vorstellung aber, welche beiden
Hiinmelskörpern menschliche Gestalt gieht, ist häufig in
der Art ausgeführt, wie schon im vorigen Zeitalter
damit angefangen war, wobei auch die Motive zur Sprache
gekommen sind (oben S. 138 111), dass sie ihr Antlitz mit
dem Gewand oder einem Tuch verhüllen 3), in der Regel
so, dass nur der untere Theil des Gesichts bedeckt ist.
Ms. theol. lat. fol. n. 3.
2) Abgebild. bei d'Agincourt Pitt. Tav. XCVI.
3) Miniaturbilder mit diesem Motiv enthalten die Evangelienharmonie
Otfrid's zu Wien und das Psalterium König Ludwig's zu Berlin,
beide aus dem 9. Jahrh.; das Evangeliarium EgberVs zu Trier
10. Jahrh.; ein Evangeliarium zu Holkham in Norfolkshire, ein
Missale zu München (Cim. ein Sacramentarium aus Minden
zu Berlin, ein Sacramentarium zu Bamberg (n. 604.), alle vier
aus dem 11. JßlWlL; ein Psalterium zu Leipzig, ein Evangeliarium
aus Niedermünster zu München (Cim. 54.] und ein Evangeliarium
im Dom zu Trier, alle drei aus dem 12. Jahrh. Sculpturwerke
mit demselben Motiv sind ein Elfenbeindeckel zu Dresden und
einer zu Darmstadt (n. 681.), beide aus dem 10. Jahrln; ein
Elfenbeinrelief an einem Tragaltärchen zu Darmstadt, eine Elfen-
beintafel in der Kunstkammer zu Berlin und ein Elfenheindeckel
zu Paris, alle drei aus dem 11. Jahrln; eine Elfenbeintalel im
Wülllrafianum zu Köln aus dem 12. 13. Jahrh. und ein Elfen-
beintäfelchen im Museum der Stadtbihl. zu Trier.