Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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In diesem Zeitalter hat von alttestamentlichen Er- 
eignissen vornehmlich die Abbildung des Sechstagewerks 
zur personificirten Darstellung von Sonne und Mond Ver- 
anlassung gegeben; von neutestamentlichen Scenen ist 
es vor allem der Gekreuzigte, demnächst auch der ver- 
herrlichte Christus, dem zur Seite diese Figuren erscheinen. 
2. Was zuerst 
das Sechstagewerk 
betrifft, so sind auch bei der Schöpfung des Menschen 
Sonne und Mond angebracht in einem Miniaturbilde der 
lateinischen Bibel zu Bamberg vermuthlich französischen 
Ursprungs aus dem 9. Jahrhundert 1), welches in vier 
horizontalen Streifen die Geschichten von der Erschaffung 
Adam's bis zum Tode Abelis umfasst: über den beiden 
Scenen in der obersten Reihe  wie Gott den Menschen 
erschafft und ihm die Thiere vorführt  erscheint auf' 
der rechten Seite in einem braunen Rund die Luna als 
ein Brustbild in Profil mit der Sichel (die Inschrift ist 
verlöscht),  gegenüber ist das Rund, welches ohne 
Zweifel den Sol enthalten hat, ausgeschnitten.  Aber 
schon bei dem Werk des dritten Tages ist derselbe  
noch vor seiner Erschaffung  zugezogen in dem Psal- 
terium des 10. Jahrhunderts zu Stuttgart 2): es ist die 
Scheidung von Erde und Meer, wo beide in männlicher 
Figur erscheinen, die Sonne aber aus Wolken schauend 
nur als ein Gesicht in Profil mit gelbem Nimbus und 
rothen Strahlen. Hingegen sind daselbst bei dem Werk 
des vierten Tages, der Erschaffung der Himmelskörper 3) 
1) N0. 206. in fol. B1. 7.  Jaeck Beschreib. der öfl. Bibl. zu 
Bamberg Th. I. S. VII. vergl. Waagen Kunstw. u. Künstler 
in Deutschland Th. I. S. 91. 
2) Bl. 110. a. s. oben S. 80. 
3) BI. 151. b. zu Ps. 136, 7-9: qui fecit luminaria nlagna    
solem in potestatenx diei, lunam in potestatenl noctyis.
	        
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