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Uehel, die mit dem Bau der Welt verflochten sind, durch
ihre Bewegungen viel Verwirrung und Aufruhr machen,
So ziehen die Himmelslichter gewisse Vorhänge vor, um
an jenem Gewühl keinen Theil zu haben; und die Finster-
niSse seien eben dies Verhorgensein derselben hinter
ihren Vorhängen." Das ist freilich kein astronomischer,
wohl aber ein künstlerischer Gedanke: auch hat schon
die Kunst des klassischen Alterthums, wie wir (oben
S. 15 f.) gesehen haben, es unternommen, in solcher
Weise, durch Verhüllung, die Abwesenheit der Lichtgott-
heit zu versinnbildlicheu. Dieselbe Vorstellung ist dann
von der christlichen Kunst angeeignet, wie sie im
vorliegenden Fall zum erstenmal und später bei derselben
Gelegenheit so häufig erscheint 1).
Jenes Naturerreigniss aber bei dem Tode Jesu kann
nicht für zufällig gelten, es giebt vielmehr davon
Zeugniss, dass die Geschichte des Reiches Gottes in die
Ordnungen der Natur eingreilt, dass die Natur nicht theil-
nahmlos zu den grossen Epochen der heiligen Geschichte
sich verhält. Und es wird in künstlerischer Ausführung
demselben um so mehr eine sittliche Bedeutung unter-
Ohne dass deshalb "eine uralte orientalische Denkweise, welche
zwei Principien annimmt", darin ausgeprägt wäre, wie G0 etll ß
dies aus der Stelle des Simplicius in Beziehung auf die ähnliche
Vorstellung des Extersteins (s. unten) ableitet, Kunst u. Aller-
thum Bd. V. H. I. S. 134 f. (S. W. 1830. Bd. XXXIX. S. 307 f.)
Das Sich-Verhüllen der Himmelslichter, "wovon Simplicius spricht,
deutet allerdings den Dualismus an, aber nicht durch die Lehre,
dass sie von dem Uebel und dem Büsen auf der Erde sich ab-
wenden, noch weniger durch die Erklärung, dass die Ver-
linsterung durch Vorziehen gewisser Vorhänge entsteht, son-
dern lediglich dadurch, dass das Böse als ursprünglich mit dein
Bau der Welt verflochten und für jenes Sichabwenden ein Ge-
gensatz der Priucipieil vorausgesetzt wird. In der christlichen
Vorstellung aber finden nur die beiden ersteren Momente sich
wieder.